Cultural Diversity Management in Deutschland hinkt hinterher. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung

Von Petra Köppel

Obwohl Deutschland in Europa das Land mit dem zweithöchsten Ausländeranteil in der Bevölkerung darstellt (8,8 Prozent), wird das Potenzial der kulturellen Vielfalt vernachlässigt. Laut einer internationalen Fragebogenuntersuchung des Kompetenzzentrums Unternehmenskultur/Führung der Bertelsmann Stiftung wird in keinem anderen Land weniger Cultural Diversity Management betrieben als in deutschen Unternehmen. Lediglich 44 Prozent der deutschen Unternehmen setzen dieses Managementinstrument zur Nutzung der Ressource kulturelle Vielfalt ein, während es in 75 Prozent der europäischen und 92 Prozent der US-amerikanischen/britischen Unternehmen praktiziert wird. Zwar verbinden Unternehmenslenker strategische Ziele und eine erhöhte Markt- und Kundenorientierung damit, doch fehlt eine nachhaltige konstruktive Gestaltung, d. h. eine systematische Verankerung in der Struktur sowie in der Entwicklung von Kompetenzen bei Führungskräften und Mitarbeitern.

International erkennen die Entscheidungsträger durchaus Nutzenaspekte in kultureller Vielfalt in folgenden Bereichen: Zusammenarbeit und internationaler Erfolg, Kundenorientierung und Marktzugang sowie Konfliktreduktion und Zufriedenheit. Dass Vielfalt eher ein demografischer Zwang ist, wird hingegen in deutschen Unternehmen betont. Sicherlich ist generell auch mit Schwierigkeiten bei der Einführung zu rechnen; hier wurden die Dimensionen Widerspruch zu Unternehmenskultur, Akzeptanzprobleme, Komplexität und Kosten sowie Umsetzungsprobleme identifiziert. Die Probleme wurden sowohl international als auch in Deutschland jedoch geringer bewertet als die Vorteile.

Eine weitere interessante Erkenntnis aus diesem internationalen Vergleich lautet, dass vor allem größere Unternehmen (mit mehr als 20.000 Mitarbeitern) einen Vorteil in Cultural Diversity Management erkennen. Dies mag damit zusammenhängen, dass größere Unternehmen eher international aktiv sind. Doch spannender ist, dass vor allem Unternehmen aus der Produktion sich einen Vorteil versprechen und Cultural Diversity Management einsetzen (68 Prozent). Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich, die eigentlich noch stärker auf eine gute Beziehung zum Kunden und auf eine intensivere Mensch-Mensch-Beziehung in der Erstellung des Service angewiesen sind, weisen einen enormen Rückstand auf (41 Prozent praktizierende Unternehmen).

Dass schließlich eine Implementierung von Cultural Diversity Management ökonomisch sinnvoll ist, zeigen die Angaben hinsichtlich zukünftigem Unternehmenserfolg: Auch die deutschen Unternehmensvertreter sind der Meinung, dass sich das Image verbessert (72 Prozent), dass die Kundenzufriedenheit zunimmt (67 Prozent), dass sich der Unternehmensgewinn erhöht (41 Prozent) und der Shareholder Value steigt (34 Prozent).

 

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Dr. Petra Köppel ist Projektmanagerin im Kompetenzzentrum Unternehmenskultur / Führung der Bertelsmann Stiftung und Mitautorin der Studie "Cultural Diversity Management in Deutschland hinkt hinterher".