'People of Color' als Diversity-Ansatz in der antirassistischen Selbstbenennungs- und Identitätspolitik

von Kien Nghi Ha

Dieser Beitrag sucht eine Alternative zum Ansatz des Ethnic Monitoring, das die Mehrheits- und Minderheitenbevölkerung oftmals aus einer rechtlichen, verwaltungstechnischen und sozialwissenschaftlichen Perspektive in unterschiedliche ethnische Gruppen einteilt.

Durch die ethnisierende Kategorienbildung und quantitative Erfassung mittels Ethnic Monitoring sollen Integrations-, Diversitäts und Ausgrenzungsprozesse fortlaufend überwacht werden. Auf diese Weise soll es möglich werden, statistisch belastbare Aussagen über die sozialen Auswirkungen von Rassismus und anderen Diskriminierungsformen zu generieren. Dieses Wissen soll unter anderem dazu dienen, unterschiedlich profilierte Förder- und Gleichstellungsprogramme für bestimmte Gruppen gezielt anzubieten und die Wirksamkeit von Anti-Diskriminierungsmaßnahmen zu überprüfen.

Obwohl Ethnic Monitoring im englischsprachigen Raum im Rahmen von affirmative action- und positive action-Programmen als Instrument zum Abbau von gesellschaftlichen und individuellen Diskriminierungsstrukturen entwickelt wurde, bleiben seine Effekte widersprüchlich. Durch die Übernahme von ethnisierenden Kategorien, die Grundlage von rassistischen Praxen sind, läuft dieser sozialtechnische Ansatz Gefahr nicht nur Erkenntnisse über ethnisierende Grenzziehungen bei der sozio-kulturellen Verteilung von Lebenschancen zu repräsentieren und tatsächliche Ungleichheitsstrukturen sichtbar zu machen, sondern die ethnisierenden Kategorien selbst zu reproduzieren. Indem die soziale Realität in Form ethnischer Kategorien wahrgenommen und beschrieben wird, werden auch ethnisierende Zuschreibungen und Konstruktionen im schlimmsten Fall unhinterfragt bestätigt und dadurch weiter verfestigt.

Die Schwächen des Ethnic Monitoring bilden den Ausgangspunkt, um über Alternativen nachzudenken. Während Ethnic Monitoring als eine regulative Sozialtechnik zur Ausbalancierung gesellschaftliche Missstände verstanden werden kann, versucht der People of Color-Ansatz, anti-rassistische Effekte auf der Ebene der Identitäts- und Bewegungspolitik zu produzieren und die vielfältigen Zugehörigkeiten des Subjektes anzuerkennen. Im Unterschied zum Ethnic Monitoring greift dieser Ansatz nicht auf statische Kategorieneinteilungen und institutionalisierten Fremdzuschreibungen zurück. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die grenzüberschreitenden Selbstbeschreibungen gesellschaftlich marginalisierter Menschen. Ihre gegenseitige Verbundenheit untereinander und ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Rassifizierungsprozessen bilden die Grundlage für die Entwicklung einer People of Color-Perspektive.

Der Begriff ›People of Color‹ ist in Deutschland bisher nicht etabliert. Daher werden die mit diesem Begriff verbundenen theoretischen und politischen Kontexte in den hiesigen akademischen wie anti-rassistischen Diskursen bislang unzureichend diskutiert. Jedoch haben in den letzten Jahren verschiedene Initiativen rassistisch ausgegrenzter Menschen begonnen, sich selbst mit diesem Begriff zu benennen und damit zu arbeiten. Um die politischen Implikationen und Motivationen dieses Aneignungsprozesses zu verstehen und die Anwendbarkeit des Begriffes ›People of Color‹ auf deutsche Verhältnisse sinnvoll zu diskutieren, ist auch eine Auseinandersetzung mit der komplizierten Geschichte dieses Begriffs notwendig.

Koloniale Ursprünge

Der Begriff ›People of Color‹ wurde in der Kolonialzeit durch den Ausdruck ›free people of color‹ vorgeprägt. Laut dem Oxford English Dictionary stammt der erste Nachweis für diese Begriffsverwendung aus dem Jahre 1781. In den frankophonen Kolonien der Karibik existierte für Menschen mit europäisch-afrikanischen Elternteilen die Entsprechung ›gens de couleur libres‹. Es wird vermutet, dass der englische Begriff aus dem Französischen abgeleitet wurde, da diese Gruppe in einigen französischen Kolonien zahlreich vertreten waren und eine wichtige Rolle spielten. Vor allem auf Saint-Domingue (Haiti) verfügten gens de couleur libres durch umfangreichen Land- und SklavInnenbesitz über einen nicht zu unterschätzenden gesellschaftlichen Einfluss, obwohl sie, verglichen mit der weißen Oberschicht, rechtlich unterprivilegiert waren. Auch in den USA waren free people of color Ausdruck einer ungewöhnlichen Kolonialsituation. Vor allem die Existenz von schwarzen SklavenbesitzerInnen unter den free people of color hinterfragt die Vorstellung einer unhintergehbaren Einheit der Unterdrückten und zeigt auf, dass simple Schwarz-Weiß Dichotomien nicht genügen, um ausdifferenzierte rassistische Machtverhältnisse zu begreifen.

Zusätzlich verkompliziert wird die Situation, weil teilweise sowohl Weiße wie auch Schwarze den heutigen Begriff mit dem eindeutig abwertenden Begriff ›Colored‹ bzw. ›Farbige‹ verwechseln oder gleichsetzen.

Begriffsaneignung durch die Black Power-Bewegung

Die gegenwärtige Bedeutung von People of Color entwickelte sich in den USA mit der Entstehung der Black Power-Bewegung in den späten 1960er Jahren. In dieser Periode bestand in den westlichen Metropolen eine ausgeprägte internationalistische Solidarität gegen imperialistische Kriege und koloniale Besatzungen. Als anti-rassistische Selbstbezeichnung entwickelte People of Color sich zum politischen Kampfbegriff, der rassistisch marginalisierte Communities und ihre Mitglieder über die Grenzen ihrer ›eigenen‹ ethnischen, nationalen, kulturellen und religiösen Gruppenzugehörigkeiten mobilisiert und miteinander verbindet. Diese Bezüge kamen auch im 10-Punkte-Programm der 1966 gegründeten Black Panther Party for Self-Defense offen zum Ausdruck. Sie erklärten: »We will not fight and kill other people of color in the world who, like black people, are being victimized by the white racist government of America. [...] We want an immediate end to police brutality and murder of black people, other people of color, all oppressed people inside the United States.«

Neben anderen Einflüssen wurde der Schritt zu einer politischen Selbst-Organisation auch durch anti-koloniale Kämpfe und Schriften trikontinentaler Revolutionäre wie etwa Frantz Fanon, Che Guevara, Kwame Nkrumah und Mao Zedong mit inspiriert. Die Black Panthers entfalteten durch ihren Erfolg in den Anfangsjahren ihrerseits einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die gesellschaftlichen und gegen-kulturellen Emanzipationsbestrebungen von Asian Americans, Native Americans, Chicanos/as und anderen Minderheiten. Trotz aller Unterschiede sahen und sehen sich diese Widerstandsbewegungen mit einer rassistischen Unterdrückung durch die ›White power structure‹ konfrontiert, die ein solidarisches Vorgehen (intercommunalism) nahe legt. Phasenweise entstanden politische Allianzen und interkommunale Projekte wie die 1969 in Chicago initiierte Rainbow Coalition und die vor allem in New York operierende Health Revolutionary Unity Movement.

Die Ausrichtung auf gesamtgesellschaftliche und internationale Entwicklungen führte dazu, dass sich viele People of Color-AktivistInnen unter der Losung ›All Power to the People‹ für eine weltweite Demokratisierung einsetzten und sich in der Bürgerrechts-, Frauen- und der Anti-Vietnamkriegsbewegung engagierten. Diese Ansätze haben wichtige identitätspolitische Anstöße für die nachfolgenden anti-rassistischen Kämpfe in den anglophonen Metropolengesellschaften geliefert. So ging etwa aus der Grundidee einer landesweiten Reformallianz Mitte der 1980er Jahre die National Rainbow Coalition hervor, um die US-Präsidentschaftskandidatur des schwarzen Predigers Jesse Jackson zu unterstützen. Der Traum vom ersten schwarzen Präsidenten im White House erfüllte sich dann mit der Amteinführung von Barack Obama, der ohne die Unterstützung vieler People of Color diese Wahl nicht hätte gewinnen können.

Selbst-Empowerment und Anerkennung von Differenz

Vor diesem historischen Hintergrund scheint es sinnvoll zu sein die kulturelle Diversität und die uneinheitlichen Bezüge rassistisch markierter Menschen nicht wie zuvor als etwas Trennendes anzusehen. Vielmehr ist diese Vielfalt wichtig um in einen Dialog einzutreten, das die Voraussetzungen für eine gemeinsame politische Basis zur gesellschaftlichen Veränderung schafft. Vielfalt und Differenz auszuhandeln bedeutet zudem ein selbst-reflexives Selbstbewusstsein zu fördern: Individuen überschreiten in ihrer unentwirrbaren historischen wie sozio-kulturellen Komplexität das Fassungsvermögen eindimensionaler Gruppenzugehörigkeiten, so dass wir uns nie ausschließlich einer Kollektividentität zugehörig fühlen (können).

Zugleich ist es wichtig anzuerkennen, dass Subjekte Identitäten haben (müssen). Unabhängig davon, ob wir wollen oder nicht werden wir durch historische und strukturelle Einschreibungen qua Geschlecht und ›Rasse‹ sozial definiert und mit einer nationalen Zugehörigkeit versehen. Identität bezeichnet demnach die Art und Weise wie Macht und ihre Ordnungssysteme zu uns sprechen, uns anrufen und in bestimmte hierarchisierte Ausgangspositionen weisen, die vor allem durch die dynamische Überlappung von Ethnizität, Gender, Klasse und Sexualität bestimmt werden. Diese Intersektionalität des Subjekts hat großen Einfluss auf unsere gesellschaftliche Position und Identitätsentwicklung. Sie beschreibt unseren Zugang zu Macht, Anerkennung und Ressourcen. Identitätspolitische Ansätze nehmen einen vergleichbaren Subjektstatus, sich ähnelnde Gruppengeschichten oder kulturelle Überschneidungen zum Ausgangspunkt, um gemeinsame Interessen zu artikulieren und kollektive Praktiken zu organisieren.

Der People of Color-Ansatz basiert auf der Anerkennung von Differenz innerhalb identitätspolitischer Empowerment-Strategien. Er vermittelt vor allem eine solidaritätsstiftende Perspektive. Als gemeinsame Plattform für grenzüberschreitende Bündnisse wendet er sich gleichermaßen an alle Mitglieder rassifizierter und unterdrückter Communities. Dabei bezeichnet Rassifizierung einen Prozess der Rassenkonstruktion, der ein gesellschaftliches Machtverhältnis zwischen privilegierten und ausgegrenzten Gruppen etabliert und aufrecht hält. Meist geht dieser Prozess mit kultureller Abwertung, sozio-ökonomischer Diskriminierung und politisch-rechtlicher Benachteiligung einher.

Als Begriff bezieht sich 'People of Color' auf alle rassifizierte Menschen, die in unterschiedlichen Anteilen über afrikanische, asiatische, lateinamerikanische, arabische, jüdische, indigene oder pazifische Herkünfte oder Hintergründe verfügen. Er verbindet diejenigen, die durch die weiße Dominanzkultur marginalisiert sowie durch die Gewalt kolonialer Tradierungen und Präsenzen kollektiv abgewertet werden. Auf diese Weise kann ein analytischer wie politischer Rahmen geschaffen werden, in dem sich Unterschiede, Gemeinsamkeiten sowie Überlagerungen unterschiedlicher Unterdrückungsverhältnisse und Ausbeutungszusammenhänge von People of Color in einem postkolonialen Kontext thematisieren lassen. Dabei werden einerseits die (zugeschriebenen) ethnischen, geschlechtlichen, kulturellen und sexuellen Identitäten und Subjektpositionen berücksichtigt. Andererseits geht der People of Color-Ansatz bei der Aushandlung einer gemeinsamen Verortung über diese partikulären Zugehörigkeiten hinaus und unterläuft die Strategie des Teilens und Herrschens durch den Versuch einer gemeinsamen Positionierung.

Selbst-reflexive Identitätspolitik

Um die Auswirkungen von Identitätspolitik kritisch einzuschätzen, ist es zentral zwei Unterscheidungen zu beachten. Zum einen ist es entscheidend, ob dominante oder gefährdete Identitäten sich zusammenschließen. Während weiße, männliche, bürgerliche und hetero-sexuelle Identitäten den geltenden gesellschaftlichen Normen entsprechen, werden Identitätsformen, die nicht mit diesen Vorgaben übereinstimmen, als negative Abweichung sanktioniert. Nur bei gefährdeten Subjekten kann die Politisierung ihrer kollektiven Identität zum Aufbau einer progressiven Solidarität führen, die einem Ausbrechen aus der verordneten oder anerzogenen Isolierung gleichkommen.

Zum anderen ist es hilfreich Identitätspolitik danach zu unterscheiden, ob sie selbst-reflexiv ist oder nicht. Sowohl Rassismus als auch der dominante Nationalismus der Mehrheitsgesellschaft können als Suche nach identitätspolitischer Selbstvergewisserung angesehen werden, die den Anderen abwertet und das Eigene überhöht. Dabei wird das Eigene wie auch das Andere als binäre und in sich geschlossene Opposition vorausgesetzt. Auch der Gegen-Nationalismus unterdrückter Minderheiten blieb in dieser Logik gefangen und konnte nur die Vorzeichen umkehren. Demgegenüber stehen identitätspolitische Ansätze, die auf der Anerkennung und Aushandlung interner Differenzen beruhen und sie zum Ausgangspunkt des politischen Handelns nehmen. Solche nicht-essentialistischen Ansätze verstehen sich als temporäre Projekte, die ihre Kraft aus der Verschiedenheit ihrer Mitglieder bezieht. Statt eine alles umfassende ethnisch-kulturelle Identität herzustellen, zielen selbst-reflexive Politikformen auf partielle Bündnisse, die auf den kleinsten gemeinsamen Nenner und geteilte Interessen basieren.

Ohne sich endgültig auf eine Identität festzulegen, wird die eigene Subjektposition nur soweit mit den von anderen verbunden, wie das Wissen um innere Unterschiede nicht durch einen Kollektivmythos ersetzt wird und die Sensibilität für interne Hierarchien nicht verloren geht. Vor allem kann aber das, was verbindet und die politisch-kulturelle Basis kollektiven Handelns bildet, immer wieder zur Disposition gestellt werden und an den aktuellen politischen Erfordernissen anpasst werden. Solche dynamischen Unternehmungen sind sich ihres fragmentarischen Charakters bewusst und überwinden die engen Grenzen konventioneller Identitätspolitik, die auf ein bestimmtes ethnisches oder geschlechtliches Diskriminierungsmerkmal rekurrieren.

Perspektivenwechsel

Auch in Deutschland fordern migrantische Minderheiten und People of Color seit langem neben politischer Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungen und sozialer Gleichstellung, insbesondere eigene Räume zur Kreierung positiver Selbstbilder und Ressourcen zur öffentlichen Vermittlung der eigenen Geschichte. Die Erzählungen der bisher aus der Nation ausgeschlossenen Subjekte sind in ihrer Vielfalt uneinheitlich und lassen ganz unterschiedliche Perspektiven zu. Gerade ihre differenzierten historischen wie kulturellen Verortungen sind wichtig, um Menschen, Positionen und Geschichten sichtbar zu machen, die innerhalb der dominanten nationalen Narration lange Zeit keinen Platz beanspruchen durften. Während migrantische Praktiken den nationalkulturellen Rahmen in Frage stellen, brechen People of Color auch das weiße Artikulations- und Repräsentationsmonopol auf. Überall, wo der avancierte Kultur-, Kunst- und Wissenschaftsbetrieb für interkulturelle Diversität offen ist und die Überwindung eurozentristischer Standards als elementare Aufgabe ernst nimmt, sind positive Impulse spürbar.

Obwohl die Darstellung von Minoritäten in britischen, kanadischen und US-amerikanischen Kontexten sicherlich nicht frei von Klischees sind und der Mainstream auch dort die gesellschaftlichen Machtverhältnisse reflektiert, konnten in den vergangenen Jahrzehnte durch anti-rassistische Bewegungen kulturelle Freiräume erkämpft werden. So zeichnen sich viele Werke in der afrikanisch-amerikanischen, aber auch asiatisch-amerikanischen Literatur sowohl durch einen scharfen Realitätssinn als auch durch eine grenzüberschreitende Kreativität aus, die den weißen Blick sowie monotone Wiederholung ethnischer Stereotype durchbricht und neue Standards in der Kulturarbeit setzt. Ähnliches lässt sich auch im Bereich der bildenden und performativen Künste, des Films und der populären Kultur feststellen.

Selbst-Repräsentation als gesellschaftliche Veränderung

Eine Selbst-Repräsentation marginalisierter Communities ist nur möglich, wenn die Gesellschaft und ihre Strukturen transformiert werden. Auf der politischen Ebene ist es dazu nötig die Institutionen und ihre Auswahl- und Entscheidungsprozeduren so zu öffnen, so dass sie auf der Grundlage ihrer sachlichen wie personellen Kompetenz eine anti-rassistische Agenda effektiv umsetzen können. Obwohl öffentliche Institutionen es bisher weitgehend versäumt haben, sind sie neben einer aktiven Anti-Diskriminierungspolitik selbstverständlich auch dazu verpflichtet bestehende Normen wie neue Gesetze auf diskriminierende Effekte hin zu überprüfen.

Ebenso ist auf der kulturellen Ebene sicherzustellen, dass in öffentlichen Diskursen wie Massenmedien die politische und kulturelle Pluralität der Gesellschaft sich abbildet und diversifizierte Kulturräume sich jenseits nationaler Ideologien frei entfalten können. Die gesellschaftliche Transformation durch politische und kulturelle Selbst-Repräsentationen kann jedoch nur gelingen, wenn auch der Zugang von MigrantInnen und People of Color zur Bildung und zum Arbeitsmarkt barrierefrei ist und Mitglieder benachteiligter Gruppen im Sinne einer ausgleichenden "affirmative action"-Politik gefördert werden.

Damit die Selbst-Repräsentation nicht zur einer Alibiveranstaltung verkommt, die die bestehenden Machtverhältnisse durch multikulturelle Feste oberflächlich übertüncht oder durch die plakative Einbeziehung von wenigen Aufsteigern zur Einzelfallprüfung mutiert, müssen alle gesellschaftlich relevanten Ebenen transformiert werden. Ansonsten laufen wir Gefahr einer Kulturalisierung des Sozialen bzw. Politischen Vorschub zu leisten. Dementsprechend ist die kulturelle Repräsentation von Minderheiten eine notwendige, aber nicht ausreichende Selbstverständlichkeit. Zweifellos ist die Sichtbarkeit von kulturellen Minoritäten und das künstlerische, wissenschaftliche und mediale Wirken von kritikfähigen AkteurInnen mit Community-Bezug wichtig.

Aber diese Interventionen im Kulturbetrieb und den ideologischen Apparaten können nicht die genuin politischen Kämpfe um republikanische Mindeststandards wie Selbstbestimmung, Gleichheit und Solidarität ersetzen, sondern nur unterstützen und ergänzen. Daher ist der Kampf um kulturelle Repräsentation auch immer politisch aufgeladen. Grundsätzlich bieten sich hier zwei Strategien oder präziser ausgedrückt, zwei Zielsetzungen der Kulturarbeit an. Der erste eher reformerisch oder integrativ orientierte Ansatz ist bestrebt die nationale Identität und den dominanten Kanon der Mehrheitsgesellschaft zu erweitern, um den Minoritäten einen eigenen Platz innerhalb der Nation zu sichern. Die zweite wesentlich unbequemere und radikalere Alternative besteht darin die Produktion nationaler Identität, die auch immer mit der Konstruktion eines abgrenzbaren kulturellen Korpus verbunden ist, selbst in Frage zu stellen und nach Möglichkeiten eines Zusammenlebens im postnationalen Zeitalter zu suchen.

Links und weiterführende Hinweise

Kontinuierlich angebotene Workshops und Trainings für People of Color

  • Empowerment und Strategien gegen Rassismus und Diskriminierung aus der Perspektive von Männern of Color. Referenten: Halil Can und Toan Nguyen.
    Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin in Kooperation mit der Initiative "HAKRA gegen Rassismus aus der Minderheitenperspektive" und dem Antidiskriminierungsnetzwerk des Türkischen Bundes. 04.-06.12.2008 (Modul 1) und 08.01. 10.01.2009 (Modul 2), Berlin.

  • Empowerment-Seminar für muslimische Frauen of Color: Stark und Selbstbewusst gegen Diskriminierung Rassismus und Islamophobie. Trainerinnen: Nuran Yigit und Yasmina Gandouz, 14.-16.10.2009 (Modul 1) und 04.-06.11.2009 (Modul 2).

  • Fortbildungsseminar „Empowerment für People of Color, Schwarze Menschen, MigrantInnen Stark und Selbstbewusst gegen Diskriminierung und Rassismus“. TrainerInnen: Sebastian Fleary und Yasmina Gandouz. Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg, 01.-03.12.2009 (Modul 1) und 16. -18.12.2009 (Modul 2), Berlin.
    http://tbb-berlin.de/downloads_adnb/Flyer_Empowerment_Dez_2009.pdf

 

Geändert am17.6.2013: Vielen Dank an Peggy Piesche für ihren Hinweis, dass das Dossier „Schwarze Community in Deutschland“ von Maureen Maisha Eggers herausgegeben wurde und nicht wie ursprünglich angegeben von Alexander G. Weheliye.