STÄDTISCHE DIVERSITÄTSPOLITIKEN

Städte sind Orte der Vielfalt. Kein Wunder also, dass der Diversity-Ansatz insbesondere im Bereich städtischer Integrations- und Gleichstellungspolitiken aufgegriffen wird. Forciert wird dieser Übergang zu städtischen Politiken der Vielfalt durch die wachsende ethnisch-kulturelle Vielfalt und den demographischen Wandel. Frühere „Minderheiten“ bestimmen immer mehr das Stadtbild. Damit verbunden ist der Übergang zu einer zielgruppenübergreifenden, ressourcen- und potentialorientierten städtischen Diversitätspolitik.

Nordamerikanische Städte wie Toronto oder San José sind Vorreiter von chancenorientierten Diversitätspolitiken. Mittlerweile sind aber auch europäische Städte wie Basel, Bern, Birmingham, Manchester, Rotterdam, Stockholm oder Wien auf dem Weg zu einer „Politik der Verschiedenheit“. Auch in einigen deutschen Städten ist die Entwicklung einer an Diversity orientierten Politik der Vielfalt zu beobachten.

Beiträge

POLITIK DER VIELFALT IM NON-PROFIT BEREICH

Diversity wird in Deutschland bisher insbesondere mit dem Personal- und Organisationsentwicklungsansatz Diversity Management in Verbindung gebracht und rezipiert. Die wirtschaftlichen Vorteile von Diversity Management für Groß- und mittelständische Unternehmen sowie die angesichts von demographischem Wandel und Fachkräftemangel offensichtliche ökonomische Zweckmäßigkeit von Diversity Management zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschland stehen im Mittelpunkt der Wahrnehmung in der breiteren Öffentlichkeit.

Inzwischen entdecken aber auch immer mehr Organisationen im non-Profit-Bereich den Diversity-Ansatz. Sie verbinden dabei Diversity-Maßnahmen im internen Personalmanagement mit auf die Unterschiedlichkeit ihrer Klientel und KundInnen ausgerichteten Politiken der Vielfalt nach außen. Wie sieht der konkrete Nutzen von Diversity in diesen Politiken der Vielfalt aus? Welche Vorteile bringt Diversity in Bereichen mit sich, die den schönen bunten Bilderwelten aus der PR-Arbeit für Diversity Units von Großunternehmen weniger nahe kommen?

DIVERSITY MANAGEMENT ZWISCHEN ETHIK UND PROFIT

War Diversity noch vor wenigen Jahren ein exotisches Modethema am Rande des politischen Diskurses, so hat seine Bedeutung dank der Debatte um das Antidiskriminierungsgesetz, der Verbreitung des Ansatzes in den Medien und der Kampagne „Vielfalt als Chance“ zur Begleitung der Unternehmensinitiative „Charta der Vielfalt“ sprunghaft zugenommen. Mehr als 350 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen haben inzwischen die Charta unterzeichnet und sich somit der Förderung personaler Vielfalt verpflichtet.

Die Kommunikation der unbestreitbaren wirtschaftlichen Vorteile von Diversity Management dominiert den Diskurs über Diversity, ist dabei aber zum Teil auch recht unkritisch und endet bisweilen in einer oberflächlichen aber marketinggerechten Feier der „bunten Vielfalt“, die breit „gewertschätzt“ wird und in der alle ihre „Potentiale und Talente frei einbringen“ können. Diversity Management wird von vielen Unternehmen auch als Bestandteil ihrer sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) kommuniziert und in der Außendarstellung mit der Umsetzung ethischer Werte wie Toleranz, Anerkennung oder Antidiskriminierung begründet.

Diese ethische Glaubwürdigkeit der Argumente für Diversity Management wird zunehmend hinterfragt und insbesondere KritikerInnen von Diversity Management wollen wissen, wie ernst es die Unternehmen tatsächlich mit der Wertschätzung von Vielfalt meinen. Da sich immer mehr Organisationen aus dem non-Profit-Bereich dem Diversity-Ansatz zuwenden, für die ethische Argumente schon immer zu den zentralen Beweggründen ihrer Arbeit gehören, verstärkt sich die Diskussion über das Wechselspiel von ökonomischen und gesellschaftspolitisch-ethisch begründeten Motivationen für Diversity.

Die hier versammelten Beiträge beleuchten Chancen und Grenzen von Diversity Management und zeigen die gewachsende Vielstimmigkeit im sich differenzierenden Diskurs um Diversity auf.