Von Helena Gutjahr
In Deutschland leben 15 Millionen Menschen mit einem Migrationshintergrund, sie machen mehr als 20 Prozent der Bevölkerung aus. Auch im Arbeitsleben treffen hier Talente mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln zusammen, die zum Entstehen neuen Wissens und neuer Ideen beitragen.
Fördert Deutschlands kulturelle Vielfalt demnach die Innovationsleistung in den Regionen? So ist es, zeigt eine von der Volkswagen Stiftung geförderte Studie des Instituts für Arbeistmarkt- und Berufsforschung, die die Wirkungen kultureller Vielfalt auf Produktivität, Wachstum und im Besonderen den Innovationsbereich der Einwanderungsländer untersucht.
Wenn kulturelle Vielfalt auch Wissensaustausch mit sich bringt, so geht sie doch mit zusätzlichen Kosten einher. So behindern etwa Sprachbarrieren Informationsaustausch. Die IAB-Studie analysierte, ob im Innovationsprozess die Vorteile der Vielfalt oder deren negative Effekte überwiegen. Dazu wurden die Kosten für Forschung und Entwicklung der Zahl der Patentanmeldungen der Regionen gegenübergestellt. Die kulturelle Vielfalt der Arbeitskräfte wurde auf Basis von Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung abgebildet: Dabei ergaben sich mehr als 200 Nationalitäten und drei Qualifikationsstufen.
Markant sind die regionalen Disparitäten, die Deutschland kennzeichnen: Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbeschäftigung variiert von 0,4 Prozent in der Region Mecklenburgische Seenplatte bis hin zu 14 Prozent in Stuttgart. Die hoch Qualifizierten zeichnen sich von 0,8 Prozent in Südwestsachsen bis zu 8 Prozent in München mit einer geringeren Spannweite aus. Gering ist die kulturelle Vielfalt demzufolge besonders in Ostdeutschland, und dort vor allem in ländlichen peripheren Regionen.
Die Studie zeigt, dass Regionen mit einer Vielzahl an Beschäftigten mit vielfältigen kulturellen Hintergründen erfolgreicher bei der Entwicklung neuer Produkte sind als andere Gebiete. Der Nutzen der Diversität überwiegt ihre Kosten auf allen Qualifikationsniveaus, besonders aber unter Hochqualifizierten.
Deutschland profitiert demnach in erheblichem Maß von der Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Die Autoren der Studie beurteilen positiv die Regelung des Zuwanderungsgesetzes aus dem Jahr 2005, in welcher Hochschulabsolventen das Aufenthaltsrecht für eine einjährige Arbeitssuche eingeräumt wird. Auch im Hinblick auf die deutsche Integrationspolitik zeigen die Ergebnisse, dass im Besonderen im Bildungsbereich investiert werden muss, um wirtschaftliche Gewinne durch die Zuwanderung zu erzielen.
DownloadIAB Kurzbericht: Ausgabe Nr. 12 /30.5.2007
Kulturelle Vielfalt der Beschäftigung - Hochqualifizierte 2000 © IAB Kurzbericht: Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und für Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit Ausgabe Nr. 12 /30.5.2007