von Sun-ju Choi und Miltiadis Oulios
In einer vielfältigen Gesellschaft wie Deutschland ist Repräsentation im Sinne von Darstellung und Vertretung ein wichtiges und wirkungsmächtiges Feld. Die Vielfalt der Einwanderungsgesellschaft findet sich aber häufig verzerrt in der Berichterstattung und kaum in den Redaktionsräumen wieder. Jede/r fünfte EinwohnerIn im Land besitzt einen sogenannten Migrationshintergrund, aber nur 2,5 Prozent der JournalistInnen in Deutschland verfügen über einen Migrationshintergrund. Die numerische Unterrepräsentanz der MigrantInnen in den Medienberufen ist ein Indiz für strukturelle Benachteiligung.
Es besteht akuter Handlungsbedarf für Positive Maßnahmen, also für Handlungen, die auf die Verhinderung oder den Ausgleich von Nachteilen – unter anderem aufgrund der ethnischen Herkunft - abzielen. Es gibt erst in den vergangenen Jahren vereinzelte Initiativen, die auf die Erhöhung des Anteils von Medienschaffenden mit Einwanderungsgeschichte abzielen. Meistens indirekt, indem sich diese Bemühungen auf dem Feld der Nachwuchsrekrutierung und Ausbildung abspielen. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die Art solcher Positiven Maßnahmen gegeben und aufgezeigt, wie Gleichstellung im Medienbetrieb in Bezug auf EinwandererInnen und ihre Nachkommen gestaltet werden kann.
Dreht sich der Wind?
Eine der ersten Initiativen trug den Titel "Mehr Farbe in die Medien". Das Adolf Grimme-Institut bot von 1996 bis 1998 ein Volontariatsausbildungsprogramm speziell für junge Migrantinnen an, die zu Radio- und Fernsehjournalisten ausgebildet wurden. Das Programm zielte darauf ab, mehr multikulturelle Kompetenz und Kreativität in die Rundfunklandschaft zu bringen.
Seit 2007 hat es in mehreren Medienunternehmen weiterführende Ansätze gegeben. Solche Maßnahmen sind dann wirkungsvoll, wenn sie Teil der Unternehmenspolitik werden. Bei einigen Medien beginnt dies schon beim Bewerbungsverfahren. So versieht der WDR mittlerweile Stellenausschreibungen mit dem Zusatz: „Der WDR fördert kulturelle Vielfalt in seinem Unternehmen, daher begrüßen wir Bewerber von Mitarbeiter(n/innen) ausländischer Herkunft.“ Die Axel-Springer-Akademie betont das Beherrschen einer Fremdsprache und die interkulturelle Kompetenz als Zugangsvoraussetzung zur Volontärsausbildung. Um Vorbehalte zu vermeiden, anonymisiert die RTL-Journalistenschule eingehende Bewerbungsmappen: Diese werden mit einer Nummer versehen, während das Foto und der Name verdeckt werden.
Förderprogramme als Nachwuchsschmiede
Um die Einstellungspraxis aber konkret zu ändern, beschreiten Medien-Unternehmen zwei Wege. Erstens sollen interne Zielvereinbarungen, die von Schulungen flankiert werden, die EntscheidungsträgerInnen dafür sensibilisieren, auch verstärkt JournalistInnen mit Migrationshintergrund einzustellen, ohne dass es dafür eine feste Quote gibt. In diesem Sinne hat zum Beispiel der Bayerische Rundfunk im Frühjahr 2010 eine Castingfirma in München beauftragt, für eine neue Kindersendung einen jungen Moderator und Redakteur mit türkischem Migrationshintergrund für zu suchen, der nicht älter als 28 ist. Genommen wurde im ersten Anlauf allerdings niemand. Das Problem war, dass sich mehr Frauen beworben hatten und einige männliche Interessenten älter als 28 waren.
2006 kündigten die Intendanten von ZDF und WDR an, mehr ZuwandererInnen vor die Kamera zu holen. Zu den festen KommentatorInnen in den ARD-Tagesthemen gehören mittlerweile auch die Journalisten Birand Bingül und Isabell Shayani. In den Lokalprogrammen des WDR-Fernsehen wurden die Journalistinnen Asli Sevindim und Lissy Ishag als Moderatorinnen eingestellt. Mit Dunja Hajali (heute-journal, Morgenmagazin), Pierre Geisensetter (Leute heute) und Tarik El-Kabbani (Wetter) hat das ZDF nicht-weiße ModeratorInnen neu etabliert. Zudem wurden neue Sendungen geschaffen, in denen MigrantInnen ProtagonistInnen sind, wie etwa das muslimische "Forum am Freitag" auf ZDF.info mit einem afghanisch- und einem iranisch-stämmigen Journalisten sowie die Comedy-Sendung „Die Süper-Tiger-Show“ auf ZDFneo mit Cemal Atakan.
Der Verband Privater Rundfunk- und Telemedien (VPRT) hat die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben. Von Mitte 2008 bis zum Frühjahr 2009 liefen daraufhin TV- und Hörfunkspots in privaten Fernsehkanälen und in Privatradios, die für „Vielfalt“ im Berufsleben warben. Insgesamt wurden 14.000 mal vier Spots ausgestrahlt, in denen MigrantInnen als UnternehmerIn, Hebamme, PolizistIn und BäckerIn portraitiert wurden. Diese Awareness-Kampagne wurde von Daimler, der Deutschen BP, der Deutschen Bank und der Deutschen Telekom im Dezember 2006 in Deutschland initiiert, Unterstützung erfährt die Initiative von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Prof. Dr. Maria Böhmer.
Desweiteren haben sich Februar 2010 vierzig Mitglieder der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen dieser "Charta der Vielfalt" angeschlossen. Die Botschaft lautet: Vielfalt wird in der Filmbranche gelebt - sowohl vor als auch hinter der Kamera. Benachteiligte Gruppen wie MigrantInnen und ältere ArbeitnehmerInnen sollen dabei gezielt gefördert werden. Doch bislang blieb die Unterzeichnung folgenlos, und Pläne für konkrete Umsetzungsmaßnahmen gibt es noch keine.
Einladungen an die „Generation Praktikum“
Fördermaßnahmen zeichnen sich auch dadurch aus, dass Medien versuchen, EinwandererInnen oder EinwandererInnenkinder gezielt als Nachwuchskräfte zu gewinnen – der Fokus liegt also bei der Ausbildung. Hier suchen manche Sendeanstalten den Kontakt zu MigrantInnenverbänden. Der SWR fordert Personen mit Migrationshintergrund zur Bewerbung auf und arbeitet in Einzelprojekten etwa mit dem Forum der Kulturen Stuttgart, dem Deutsch-Türkischen-Forum Stuttgart oder der Pop-Akademie zusammen. Je nach Jahrgang besäßen daher zwischen 10 und 40 Prozent der Auszubildenden des SWR einen Migrationshintergrund.
Der RBB kooperiert seit September 2009 mit dem BildungsWerk Kreuzberg (BWK) als Partner der „Bikulturellen Crossmedialen Fortbildung für Migranten“. In 2010 absolvieren drei junge MigrantInnen ein sechsmonatiges Praktikum im Sender – im Rahmen einer 15monatigen journalistischen Qualifizierung. Praktikumskooperationen hat der RBB auch mit anderen Organisationen abgeschlossen wie zum Beispiel Reporter ohne Grenzen oder dem Deutsch-Russischen Forum e. V., so dass jährlich bis zu 20 ausländische NachwuchsjournalistInnen mehrere Wochen lang die redaktionelle Arbeit kennen lernen könnten.
Auf die Kooperation von Stiftungen und Medien setzt auch die Berliner „tageszeitung“. Seit September 2007 bietet sie mit der Heinrich-Böll-Stiftung Stipendien für JournalistikstudentInnen mit Migrationhintergrund inklusive einem ein-jährigem Volontariat an. An dem Projekt „Medienvielfalt anders: Junge Migrantinnen und Migranten in den Journalismus“ beteiligt sich auch die Deutsche Welle. Im ersten Jahr des Stiftungs-Programms wurden elf StipendiatInnen unterstützt - bis 2011 sollen es 40 sein.
Darüber hinaus stellen zeitlich befristete Workshops eine Möglichkeit dar, gezielt MigrantInnen anzusprechen und ihnen den Einstieg in den Journalismus zu ermöglichen. Der Berliner Tagesspiegel etwa unterstützte ein Schülerzeitungsprojekt für die Paralympics, bei dem offensichtlich aufgrund der international ausgerichteten Thematik SchülerInnen mit Migrationshintergrund zur Mitarbeit gewonnen werden konnten.
Motivation und Anreize schaffen
RTL hat 2008 den Com.mit-Award ins Leben gerufen, bei dem Schüler Drehbuch-Ideen zum Thema Integration einreichen und dann mit Hilfe von Profis realisieren können. Beim ersten Award wurden im Anschluss zwölf TeilnehmerInnen zu einem „Kompaktkurs Fernsehjournalismus“ eingeladen. Den Preis gewann ein Kurzfilm, den ein iranisch-stämmiger Schüler aus Aachen konzipiert hatte. 2010 belegte eine 19-jährige Deutsch-Bengalin den ersten Platz. Der Medienpreis habe dazu geführt, dass mehr PraktikantInnen mit Migrationshintergrund den Weg in die Redaktion finden, so RTL.
Denselben Weg geht auch der WDR mit der Talentwerkstatt „grenzenlos“, die sich gezielt an junge Leute mit Migrationshintergrund richtet. Seit 2006 findet diese jedes Jahr statt. Die TeilnehmerInnen hospitieren vier Wochen lang in verschiedenen WDR-Redaktionen, nehmen an Seminaren teil und produzieren eigene Beiträge. Einige konnten sich danach auch erfolgreich für ein Volontariat bewerben oder eine freie Mitarbeit beginnen.
Im Herbst 2007 startete der WDR zudem die Initiative „Raus aus den Nischen“, in dem Wissen, dass migrantische JournalistInnen oft auf Ausländerthemen begrenzt werden. Auf die Anzeige hin bewarben sich 383 Medienschaffende mit Migrationshintergrund, von denen 58 eine Einweisungshospitanz in verschiedenen Redaktionen von Mainstreamprogrammen machen konnten. Wie nachhaltig diese JournalistInnen dann aber dort tätig sein können, ist nicht bekannt.
Einige BewerberInnen, die sich im Rahmen des „Raus aus den Nischen“-Programms erfolgreich qualifiziert hatten, berichten sogar im Nachhinein, dass sie gebeten wurden, für „Cosmo TV“, das Migrationsmagazin des WDR, Beiträge zu liefern, also förmlich wieder in die Migrationsnische hinein gebeten wurden. Ob das Medien-Stipendienprogramm für junge MigrantInnen der Heinrich-Böll-Stiftung mit mehreren Kooperationspartnern und die in 2009 gestartete „Bikulturelle, Crossmediale Weiterbildung für Migranten“ des BWK größere Erfolge verzeichnen werden können, bleibt noch abzuwarten.
Stereotypen umgehen
Die deutschen Mainstream-Medien weisen nicht nur im Nachrichten- und Informationssektor, sondern auch im fiktiven TV-Bereich erhebliche Defizite im Hinblick auf mediale Integration auf. Eine der Ursachen dafür ist die weitgehend monoethnisch-deutsche Medienproduktion, d. h. der gravierende Mangel an ethnischer Diversität unter den MediengestalterInnen und -entscheiderInnen. Die zunehmende Sichtbarkeit von SchauspielerInnen und ModeratorInnen nicht-deutscher Herkunft in der Unterhaltungssektion ist zwar ein wichtiges und begrüßenswertes Signal, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nicht an den Stellen mitwirken, an denen Entscheidungen über Sendeinhalte und Programmplanungen gefällt werden.
Bis auf wenige Ausnahmen wie „Türkisch für Anfänger“ und „Nachtschicht“ werden migrantische SchauspielerInnen nach wie vor stereotypisch gecastet - russische Mafia, Latin-Lover, afrikanischer Drogendealer, türkischer Dieb oder schöne Exotin. Darüber hinaus benötigen sie eine Legitimation für ihre Präsenz; es scheint noch immer schwierig, sie als Teil des deutschen Alltags zu zeigen, ohne dass begründet werden muss, woher sie kommen und warum sie da sind.
Die erhöhte Präsenz der MigrantInnen im fiktiven Filmbereich führt also nicht zwangsläufig zur Veränderung tradierter Sehgewohnheiten der Mehrheitsgesellschaft. Um das Rollen- und Figurenangebot für migrantische Schauspieler systematisch zu erweitern, müssen DrehbuchautorInnen, RegisseurInnen, ProduzentInnen und RedakteurInnen zusammenarbeiten, die erhöhte Sensibilität für relevante Themen der Migrationsrealität in die Filmproduktion einbringen. Die Mitwirkung der MigrantInnen sollte sich daher nicht nur auf ihre Sichtbarkeit vor der Kamera beschränken, sondern auch auf Produktionsstäbe, Programmplanungsstäbe, Führungsetagen und Aufsichtsgremien ausweiten - sowohl im dokumentarischen als auch im fiktiven Bereich.
MentorIn werden
Vor diesem Hintergrund bemühen sich die "Neuen Deutschen Medienmacher", ein bundesweiter Zusammenschluss von Medienschaffenden mit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Kompetenzen und Wurzeln, den Anteil medien- und filmschaffender MigrantInnen nachhaltig zu erhöhen. Neben der Unterstützung der Journalistenausbildung von jungen MigrantInnen hat der Verein ein Mentorenprogramm initiiert, das seinen Schwerpunkt auf Förderung von JournalistInnen nicht deutscher Herkunft legt. Neben der beruflichen Hilfestellung soll das Mentorenprogramm dazu dienen, Kontakte zu knüpfen und soziale Kompetenzen zu stärken.
Denn wie die Journalistin Mercedes Pascual-Iglesias argumentiert, suchen arrivierte MedienarbeiterInnen bei der Rekrutierung neuer KollegInnen stets nach Ihresgleichen. Ähnlichkeiten in Sozialisation, Bildung und Klassenzugehörigkeit sind im Zweifelsfalle wichtiger als die ethnische Herkunft. So werde weiterhin ein tradiertes, homogenes Arbeitsumfeld geschaffen und erhalten, so ihr Fazit. Wie die PISA-Studien nachgewiesen haben, werden besonders Kinder aus migrantischen und sozial schwachen Familien im selektiven deutschen Bildungssystem benachteiligt. Auch ist der Anteil von Kindern aus Migrantenfamilien in der höheren Bildungsschicht deutlich geringer, was sich aus der Anwerbungsgeschichte Deutschlands ableiten lässt.
Mediale Integration muss daher den Kreis der „Klonbildung“ durchbrechen, damit die zunehmende Vielfalt in der deutschen Einwanderungsgesellschaft tatsächlich in die Redaktionsräume einziehen kann. Umso wichtiger ist die Unterstützung von erfahrenen KollegInnen, die migrantischen AspirantInnen über gelegentliche professionelle Tipps hinaus zur Seite stehen und beim Aufbau von Netzwerken und persönlichen Kontakten weiterhelfen.
Strukturelle Diskriminierungen gibt es aber nicht nur bei großen Sendebetrieben, sondern auch in kleinen und mittelgroßen Betrieben der für die Sender zuarbeitenden Produktionsfirmen. Wie eine Studie der Universität Konstanz im Auftrag des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) ergeben hat, senkt ein nicht-deutscher Name die Wahrscheinlichkeit um 24 Prozent, von einem mittelgroßen Unternehmen zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Interessanterweise erhöht sich die Chance der StellenbewerberInnen zum Bewerbungsgespräch bei Beifügung von Empfehlungsschreiben ehemaliger Arbeitgeber und erreicht fast die gleiche Erfolgsquote wie ihre MitstreiterInnen mit deutschem Namen.
Genau an diesem neuralgischen Punkt setzt das Mentorenprogramm der Neuen Deutschen Medienmacher an und versucht als Bindeglied zwischen migrantischen JournalistInnen und Medienbetrieben zu vermitteln. In Zeiten wachsender Konkurrenz und knapper Arbeitsplätze können persönliche Kontakte über Ein- und Ausschluss im Berufsalltag entscheiden.
Quoten schaffen?
All die skizzierten Maßnahmen können als „weiche“ Positive Maßnahmen bezeichnet werden, deren Erfolg nicht 100prozentig garantiert werden kann. Eine „harte“ positive Maßnahme wäre die Einführung einer Quote, die ähnlich der Frauenquote zur Einhaltung von ethnischer Diversität bei Neueinstellungen und Beförderungen verpflichtet. Sowohl Print- als auch elektronische Medien in Deutschland lehnen diese Vorgehensweise ab.
Auf der Tagung „Mehr Farben in den Medien“, zu der die Neuen Deutschen Medienmacher in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll Stiftung im Juni 2009 eingeladen hatten, wandte sich auch Kai Gniffke, Chefredakteur der ARD-Tagesschau, entschieden gegen eine Quotenreglung. Qualität setze sich stets durch, für gute Leute sei immer Platz. Selektion nach Herkunft hingegen sei kontraproduktiv und stelle keine Garantie dar, dass mediale Vielfalt sichergestellt werde.
Tatsächlich gibt es bei einer ethnisch-nationalen Quotierung gute Argumente, die dafür und dagegen sprechen. Dafür spricht beispielsweise, dass die Quotierung strukturelle und institutionelle Benachteiligung ausgleichen kann, die Repräsentation der Heterogenität der Einwanderungsgesellschaft sicherstellt und die Potentiale der MigrantInnen besser einsetzbar macht. Dagegen spricht, dass die Klassifizierung von Menschen nach konstruierten Unterschieden wie national-ethnischer Herkunft die essentialistische nationale Identität unterstreicht, die sie zu bekämpfen sucht.
Darüber hinaus bringt sie „QuotenmigrantInnen“ hervor, denen die berufliche Qualifikation leicht abgesprochen werden. Dennoch: Der Anteil von JournalistInnen nicht-deutscher Herkunft wird wahrscheinlich nicht steigen, so lange die politische Kultur die Förderung von Minderheitengruppen als gesellschaftliche Notwendigkeit nicht anerkennt, um ausreichende Sensibilität für diversitätsrelavante Themen zu entwickeln. Dass Kompetenzen allein nicht ausreichen, um in der Berufswelt unter- bzw. weiterzukommen, haben zahlreiche Studien und Untersuchungen deutlich gemacht (s.o.). Kai Gniffke von der Tagesschau zeigte sich hingegen offen gegenüber dem Mentorenprogramm der Neuen Deutschen Medienmacher und erklärte sich bereit, eine Mentee zu übernehmen, die er während ihrer Ausbildungsphase begleiten und unterstützen wird. Auch Gerald Gisecke, Kulturredakteur bei Aspekte (ZDF) und Günther Piening, Integrationsbeauftragter des Berliner Senats, setzen sich aktiv für das Mentorenprogramm ein, was einen wichtigen Signalcharakter besitzt.
Fazit
Die Schaffung einer pluralen Gesellschaft, die ihren unterschiedlichen Angehörigen entsprechende Gesichter, Stimmen und Plattformen verleiht und liebgewonnene Handlungsmuster durchbricht, steht uns allen als große gesamtgesellschaftliche Aufgabe aus. Um eine langfristige Veränderung der Beschäftigtenstruktur in der Medienlandschaft im Hinblick auf chancengerechten Zugang für und höhere Repräsentation der MigrantInnen zu erreichen, scheint es unerlässlich, positive Maßnahmen wie spezifische Ausbildungsangebote, bevorzugte Einstellung oder aktive Motivation zur Bewerbung für Migranten zu fördern. Für eine tatsächliche mediale Diversität, die den mannigfaltigen Lebensrealitäten einer multiethnischen Gesellschaft gerecht wird, muss freilich die ganze Bevölkerung in die öffentliche Kommunikation einbezogen werden.
Literatur
- Miltiadis Ouilos: Weshalb gibt es so wenig Journalisten mit Einwanderungshintergrund in deutschen Massenmedien? Eine explorative Studie. In: Rainer Geißler / Horst, Pöttker (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland, Problemaufriss, Forschungsstand, Bibliographie. Bielefeld, 2005
- Rainer Geißler/Horst Pöttker (Hg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Band 2: Forschungsbefunde, 2009
- Mercedes Pascual-Iglesias: Migranten-Journalisten in Deutschland - Eine explorative Untersuchung über Chancen und Hindernisse im deutschen Journalismus. Diplomarbeit am Institut für Journalistik, Technische Universität Dortmund, 2006
- Jessika Walter (Hg.): Racism and Cultural Diversity in the Mass Media. An Overview of Research and Examples of Good Practice in the EU Member States, 1995–2000, on behalf of the European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia,Vienna (EUMC), Vienna, 2002.
Weblinks
Sun-ju Choi arbeitet als freie Drehbuchautorin und Kuratorin und lebt in Berlin. Miltiadis Oulios arbeitet als freier Journalist für Print und Hörfunk und lebt in Düsseldorf.