Religiöse Vielfalt in Deutschland
In den letzten Jahren ist ein markanter Wechsel in der öffentlichen Migrationsdebatte zu beobachten: Seit der Jahrtausendwende werden in Deutschland lebende MigrantInnen nicht mehr hauptsächlich über ihre Herkunftsländer bzw. Ethnien definiert, sondern es sind ihre religiösen Überzeugungen und Riten, die mehr und mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.
Doch ist diese Wahrnehmungsverschiebung gerechtfertigt? Welche Religionsgruppen wurden durch Migrationsprozesse in den letzten Jahrzehnte in Deutschland etabliert? Wie sehen die Zahlenverhältnisse aus? Wie wichtig ist Religion für die verschiedenen MigrantInnen-Gruppen? Welche Rolle spielt Religion im Alltag der ZuwanderInnen? Haben sich die religiösen Überzeugungen und Praktiken durch die Migration verändert? Und welchen Stellenwert hat Religion für die Integrationspolitik?
Religiöse Vielfalt konkret
Wie sieht die durch Zuwanderung gewachsene religiöse Vielfalt in Deutschland konkret aus?
Um diese Frage zu beantworten reicht nicht nur ein Blick „von Außen“ auf die religiösen Gemeinschaften – zumal dieser Blick nicht selten mit Tendenzen der Problematisierung oder Exotisierung des Untersuchungsgegenstands einhergeht. Anstatt dessen gilt es, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Glaubensrichtungen zu Wort kommen zu lassen: Sie beleuchten die Rolle und das Selbstverständnis ihrer religiöser Gemeinschaft aber auch ihr eigenes religiöses Verständnis im Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft und zu anderen Religionen. Wir stellten ihnen Fragen zu ihrem Glauben, den Schwierigkeiten bzw. den neuen Freiheiten, die es mit der Religionsausübung in der neuen Umgebung gibt, und zu den Hoffnungen und Zielen, die sie haben.
Religiöse Vielfalt: Ausblick 2020
Die Zuwanderung von Menschen, die ihre religiösen Traditionen auch in der Aufnahmegesellschaft weiterpflegen wollen, ist weder eine historisch noch global anzutreffende Ausnahme, sondern die Regel. Diesen Regelfall gilt es, mit allen damit verbundenen Schwierigkeiten, , aber auch neu erwachsenden Chancen und Möglichkeiten zu gestalten. Ausgehend von den derzeitigen Integrationsdebatten sollen Prognosen gewagt werden: Drei Autoren blicken ins Jahr 2020 und zeichnen verschiedene Szenarien zur Integration der religiösen Vielfalt in Deutschland.