Der migrationspolitische Diskurs in Deutschland ist stark an Defiziten orientiert und stets negativ konnotiert. Entsprechend ist auch die öffentliche Wahrnehmung: zu viele Migranten - zu viele Probleme. Dass mit Migration und Integration auch ökonomische Chancen verbunden sind und dass viele Potenziale von Menschen mit Migrationshintergrund bei uns brachliegen, wird kaum erkannt und viel zu wenig praktisch beherzigt.
Bisher hat die Politik eine auch ökonomisch sinnvolle Öffnung des Arbeitsmarktes für EinwanderInnen verhindert. Trotz anderslautender Bekenntnisse - tut sie zu wenig, um die Integration der in Deutschland lebenden MigrantInnen in den Arbeitsmarkt zu verbessern und folgt im Prinzip dem Motto „Abwehr mit Ausnahmen“. Deutschland verspielt damit wirtschaftliche Möglichkeiten und droht im internationalen Wettbewerb, im „Kampf um die besten Talente“, Anschluss zu verlieren.
Für hochqualifizierte MigrantInnen kommt Deutschland bald nur als Transitland in Betracht. Als Einwanderungsland wird Deutschland immer unattraktiver und droht provinziell zu werden. Immer mehr hoch qualifizierte Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren und ausgebildet wurden, suchen frustriert über Diskriminierungen und verwehrten Aufstiegschancen in anderen Ländern Arbeit und wandern schließlich aus.
Wir wollen die wirtschaftlichen Chancen durch Migration und Integration vor Augen führen und die politischen Argumente mit Zahlen und empirischen Studien untermauern. Die tatsächlich vorhandenen Probleme sollen dabei gar nicht geleugnet werden - sie werden aber durch die herrschende, im übrigen politisch auch ertragreiche Fixierung auf die "Defizite" eher nur vergrößert.
Die Wende zum Besseren braucht Weitsicht und einen Perpektivenwechsel, sie braucht „Neue Allianzen für Integration“. Hier soll ein Baukasten mit Argumentationsmaterial für einen anderen, weitsichtigeren Diskurs über Chancen und Potenziale von Migration und Integration aufgebaut werden, der auch für die Bereiche Arbeitsmarkt und Wirtschaft die offensiven statt die reaktiv-defensiven Argumente unterstützen kann. Die Vorstellung innovativer Ansätze aus der Theorie und der Praxis in diesen Bereichen sollen den Anschluss an die internationale Diskussion über die Notwendigkeit eines pragmatischen Umgangs mit den Chancen ethnisch-kultureller Vielfalt und gezielter Einwanderungs- und Integrationspolitik in der globalisierten Wirtschaft möglich machen.
Konzeption und Redaktion des Dossiers: Andreas Merx.
Verantwortlich, Olga Drossou, MID-Redaktion.
Juni 2007