Auszug aus einem Thesenpapier von Doris Nahawandi
Zunächst ist zu berücksichtigen, dass die Einführung und Umsetzung des Diversity-Ansatzes ein Prozess ist, der eine Weile dauern wird. Um diesen Ansatz zu verwirklichen bedarf es der Kooperation aller relevanten Akteure und Bereiche, die sich grob in Verwaltung – Gesellschaft – und Politik einteilen lassen.
Grundsätzlich wird zu unterscheiden sein zwischen denjenigen Handlungsfeldern, in denen das Verwaltungshandeln unmittelbare Konsequenzen hat und denjenigen Handlungsfeldern, in denen das Handeln der Verwaltung mittelbare Konsequenzen hat. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass Verwaltungshandeln auch für andere gesellschaftliche Bereiche exemplarischen Charakter besitzt.
Prämisse aller Überlegungen ist folgende:
Die Entwicklung von Diversity-Leitlinien für den Bezirk muss für alle gesellschaftlichen Handlungsfelder vorgenommen werden, die sozialen und Bildungseinrichtungen ebenso wie die verschiedenen Ressorts der Verwaltung und die im Bezirk ansässigen Unternehmen, die kulturellen Einrichtungen ebenso wie die Vereine angefangen bei den religiösen Organisationen über Sozial- und Gesundheitsprojekte bis zu den Sportvereinen. Diversity-Leitlinien müssen aber vor allem Leitfaden sein für die Entwicklung des Bezirkes, mit dem sich die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger identifizieren können. Alle Akteure und Akteurinnen, ob in öffentlichen Funktionen, in den Unternehmen der Medienbranche oder in Bildungseinrichtungen, ob als Buchhändler, Ladenbetreiber oder Bewohner, sollen in der Lage sein, ihre Zukunftshoffnungen mit der Weiterentwicklung des Bezirkes verbinden zu können.
Die Anstrengungen, die von allen Beteiligten dabei gefordert werden, sind sehr anspruchsvoll und bedürfen eines längeren Zeitraumes für die Umsetzung.
Obwohl der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – auch nach den Aussagen des neuesten Sozialatlasses von Berlin – einer der ärmsten Bezirke Berlins ist und hier sehr viele Familien nicht-deutscher Herkunftssprache leben, hat der Bezirk traditionell einen sehr hohen Standard sozial-innovatorischer Praxis. Im Ortsteil Kreuzberg wurden seit den siebziger Jahren viele bundesweit richtungsweisende Modelle der Integration von Minderheiten und der Förderung benachteiligter Jugendlicher entwickelt.
Nach wie vor hat unser Bezirk eine hohe Anziehungskraft für völlig verschiedene Gruppen, Studenten, Künstler ebenso wie namhafte Unternehmen. die sich niedergelassen haben bzw. planen dies zu tun.
Aus dieser Bevölkerungsmischung erwächst ein innovatives Potenzial, was sich positiv auf das soziale Klima in unserem Bezirk auswirkt. Dieses Potenzial gilt es bei der bezirklichen Planung mit einzubeziehen, die Ideen und das Engagement dieser Akteure zu berücksichtigen und für gemeinsame Aktionen zu gewinnen.
Als ein Beleg dafür, dass unsere Erfahrungen als wertvoll und beispielhaft wahrgenommen werden, ist die Darstellung unseres Bezirks als einziges (!) kommunales Beispiel im Jahresgutachten 2004 des Sachverständigenrates für Zuwanderung und Integration zu werten. Unter der Überschrift „Vielfalt als Wertschöpfung“.
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Doris Nahawandi ist Beauftragte für Integration und Migration des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin.