Bildungsgerechtigkeit im Lebenslauf. Damit Bildungsarmut nicht weiter vererbt wird

 

Nach rund einem Jahr Arbeit stellte die Schulkommission der Heinrich-Böll-Stiftung am 7. November 2008 ihre Empfehlung zur Neuausrichtung unseres Bildungssystems vor.

Der Titel der Empfehlung „Bildungsgerechtigkeit im Lebenslauf. Damit Bildungsarmut nicht weiter vererbt wird“ stellt auf die beiden grundlegenden Probleme des deutschen Bildungssystems ab. Es hat zum einen ein Gerechtigkeitsproblem: Es läßt zu viele Kinder und Jugendliche, darunter besonders viele mit Migrationshintergrund, zurück und toleriert seit Jahren eine Risikogruppe von 20-25 Prozent. Und es hat zum anderen ein Qualitäts- und Leistungsproblem: das Qualifikationsniveau insgesamt entspricht nicht den Anforderungen der Wissensgesellschaft und die Leistungsspreizung ist zu groß.

Die Schulkommission stellt die Förderung der Kinder dieser Risikogruppe in den Mittelpunkt. Damit Bildungsarmut nicht weiter vererbt wird. Zugleich sollen Reformstrategien für das gesamte Bildungssystem eröffnet werden. Dazu zählen der Ausbau eines mittleren Abschlusses nach dem 10. Schuljahr als Grundqualifikation für alle und verbindliche Mindeststandards als staatliche Bringschuld. Hierzu muss mehr und besser genutzte Bildungszeit in Ganztagsschulen, an Wochenenden und auch in den Ferien angeboten werden.

Die Orientierung auf den Lebenslauf und die besonderen Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen soll in regionalen Bildungslandschaften verwirklicht werden. Solche lokalen und regionalen Verantwortungsgemeinschaften für Kindheit und Jugend stärken die Verantwortung von Eltern, Kitas, Schulen, außerschulischer Jugendarbeit und Wirtschaft vor Ort, fördern zivilgesellschaftliches Engagement und sind Ausdruck einer Kultur der Vorsorge, die die Stärkung der Leistungsfähigkeit der Kinder als Beitrag der Gemeinschaft für ihre eigene Lebensvorsorge begreift.

Auf regionaler Ebene, so die Empfehlung der Schulkommission, soll auch über Fragen der Schulstruktur entschieden werden. Zurückgehende Schülerzahlen, der Wille der Eltern zu höherwertigen Bildungsabschlüssen für ihre Kinder und die Bedeutung von Bildung als kommunalem Standortfaktor erzeugen immer öfter über parteipolitische Grenzen hinweg einen Pragmatismus, der vor Ort Lösungen ermöglicht, die als landespolitischer Gesamtansatz oft nicht mehrheitsfähig sind oder auch landesweit nicht unbedingt einheitlich geregelt werden müssen.

Mitglieder der Schulkommission: Hans-Jürgen Kuhn (Vorsitz), Professor Martin Baethge, Professor Helmut Fend, Priska Hinz, MdB, Sylvia Löhrmann, MdL, Dr. Andreas Poltermann, Cornelia Stern, Professor Heinz-Elmar Tenorth, Sybille Volkholz, Bildungssenatorin a.D.

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