Von Bilkay Öney
Mit diesen Worten beschrieb die amerikanische Frauenrechtlerin bell hooks die schwierige Situation von women of colour in Amerika.
In Deutschland müssen vor allem die Migrantinnen sehr tapfer sein: einerseits sind sie Forderungen ausgesetzt, sich besser zu integrieren, andererseits müssen sie gegen Diffamierungen, Vorurteile, mangelnde Chancengleichheit, Arbeitslosigkeit, Gewalt, politischen und sozialen Druck ankämpfen – oft allein.
Während viele Frauen am Internationalen Tag der Frauen für gleiche Rechte und mehr Lohn demonstrieren, bangen viele Migrantinnen-Organisationen und Beratungsstellen um ihre Existenz. Dabei spielen Migrantinnenorganisationen eine wichtige Rolle im Integrationsprozess der Frauen: ob bei Aufenthaltsfragen, bei Fragen zu Grundrechten, bei der Qualifizierung für den Arbeitsmarkt oder bei Fragen zu häuslicher Gewalt, stets sind die Migrantinnenorganisationen eine wichtige Anlaufstelle für Frauen. Durch den Kontakt zu diesen Organisationen schaffen die Frauen sich einen Zugang zur Mehrheitsgesellschaft. Die Migrantinnenorganisationen tragen maßgeblich zur Integration und Emanzipation der Migrantinnen bei. Daher kann es nicht sein, dass diese Organisationen nur durch ehrenamtliche Tätigkeit betrieben werden.
Wer glaubt, dass frau nur das Kopftuch ablegen müsse, um integriert zu sein, der irrt.
Integration braucht Geld, Integration braucht ExpertInnen-Wissen, braucht Unterstützung und vor allem Anerkennung.
Am Internationalen Tag der Frauen fordere ich daher mehr Gehör für die Probleme von Migrantinnen, mehr Geld für die Frauenberatungsstellen und mehr Anerkennung für die Arbeit ehrenamtlich tätiger Frauen in diesem Bereich. Die Emanzipation von insbesondere muslimischen Migrantinnen funktioniert nämlich nicht von selbst und schon gar nicht durch Forderungen, die nicht umsetzbar sind, weil unser Grundgesetz dies gar nicht zulässt.
Vergessen wir nicht, dass Migrantinnen und besonders muslimische Migrantinnen es nicht besonders leicht haben in diesem Land. Sie stehen unter doppeltem Druck, zum einen haben sie Druck aus den zumeist traditionell oder patriarchalisch orientierten Familien und zum anderen haben sie den Druck, sich der Mehrheitsgesellschaft anzupassen, sich zu integrieren und zu emanzipieren. Vielen fällt der Zugang zur (Mehrheits-)Gesellschaft schwer.
Frauenrechte sind für die meisten von uns normal. Daher können wir oft nicht verstehen, warum die Migrantinnen so aussehen, wie sie aussehen oder so handeln, wie sie manchmal handeln. Dabei sind Frauenrechte für viele in Deutschland lebende Frauen keineswegs so gewöhnlich wie wir denken. Und gerade diese Frauen brauchen unsere Unterstützung. Sie brauchen unsere Ideen und unseren Einsatz für sie. Am Tag der Frauen sollten wir uns daher insbesondere mit diesen Frauen solidarisieren; mit Frauen, für die Frauenrechte nicht so normal sind wie für uns. Wir sollten uns mit den Frauen solidarisieren, die keinen oder schweren Zugang zur Mehrheitsgesellschaft haben. Und wir sollten versuchen, alle Kräfte im Kampf für mehr Frauenrechte, für mehr Lohn, mehr Respekt und mehr Toleranz füreinander zu bündeln. Dafür müssen wir mehr aufeinander zugehen. Wir müssen akzeptieren, dass Frauen verschiedene Lebensentwürfe haben.
Gerade wir Grüne setzen uns für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ein. Dieses Recht müssen wir für alle Menschen fordern und wir müssen es auch allen gewähren. Claudia Roth sagte einmal: „die CDU muss mich ertragen so wie ich die CDU ertragen muss. Die Feministinnen müssen die Frauen mit den Kopftüchern ertragen und die Kopftuchträgerinnen müssen nun einmal die Feministinnen ertragen.“
Bilkay Öney, geb. 1970 in Malatya/Türkei, arbeitete als Fernsehredakteurin und Moderatorin bei TRT bis sie im September 2006 in das Berliner Abgeordenetenhaus gewählt wurde. Dort ist sie die integrationspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen.