von Anne Köhler
Eine kleine Frau betritt den Raum, strebt zielsicher auf eine junge Frau mit Kopftuch zu, schüttelt ihr die Hände. Ein paar Tische weiter erblickt sie einen jungen Mann. Sie ruft ihn beim Vornamen, strahlt: „Schön, Sie wiederzusehen!“ und begrüßt ihn dabei so herzlich, als wäre der Anlass der Zusammenkunft ein Klassentreffen. Ist es aber nicht. Bei der kleinen, freundlichen Frau handelt es sich um die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer. Etwa 80 Jugendliche hat die Staatsministerin ins Bundeskanzleramt eingeladen, um auf einem eintägigen Gipfel über die Weiterentwicklung des Nationalen Integrationsplans (NIP) zu sprechen. Wenig später stößt auch die Kanzlerin dazu. Fast unbemerkt geht sie durch die Reihen – wäre da nicht das Blitzlichtgewitter der Fotografen, die für ein paar Minuten die Vertrautheit des Jugendintegrationsgipfels stören dürfen. Auch Angela Merkel schüttelt ein paar Hände, nimmt dann aber schnell Platz und kommt zur Sache. Fast scheint es, als würde sie mit ihrem Interesse für die Sachfragen vom Rummel um ihre Person ablenken wollen. Der bisherige Prozess MigrantInnengruppen, Wirtschaft und Gewerkschaften, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Wohlfahrtsverbände, WissenschaftlerInnen, Kulturschaffende und MedienvertreterInnen hatten unter der Leitung der zuständigen Bundesministerien, von Staatsminister Bernd Neumann und Staatsministerin Maria Böhmer Vorschläge erarbeitet, auf deren Basis schließlich der NIP erstellt wurde. Ein Jahr nach diesem Gipfel wurde im Juli 2007das Produkt der Beratungen, der Nationale Integrationsplan (NIP), von der Bundesregierung veröffentlicht. Wer war beteiligt?
Ungeachtet der Vertrautheit im persönlichen Umgang, die aus der Begrüßung der beiden Gastgeberinnen sprach, formulierten die jungen Leute ihre Botschaften an die „sehr geehrte Frau Professorin Maria Böhmer“ und die „sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin“ auffällig förmlich. Da klang erstmals an, dass hier keine „jungen Wilden“ saßen, keine Visionäre oder Rebellen, sondern Jugendliche, die ihre Rolle als politische BotschafterInnen der Jugend so verstanden, dass sie sich wie Erwachsene gaben. Was die Rhetorik angeht, hätten einige von ihnen ohne Schaden eine Rede vor dem Deutschen Bundestag überstanden. Aber eben nur in dieser Hinsicht – inhaltlich kamen die Forderungen eher blass daher. Die jungen Leute übertrugen das in der Politik der Bundesregierung allseits vorherrschende Prinzip des Förderns und Forderns auf sich und ihre Positionen. Nach dem Motto „Wir wollen etwas – und dafür sind wir bereit, etwas zu geben“ hatten sie am Vormittag in den drei Arbeitsgruppen „Integration und Schule“, „Integration und Ausbildung“ sowie „Integration und Freizeit“ zunächst Problemfelder ausgemacht und dann Lösungsstrategien entwickelt. Die Arbeitsgruppen wurden von den erwachsenen Expertinnen und Experten Dr. Ludwig Eckinger, Angela Kritter und Dr. Heiner Brandi sowie den Moderatorinnen und Moderatoren Sibel Balta, Dr. Cem Dalaman und Christian Stahl in den Konferenzräumen des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt betreut. Außerdem gab es in jeder Arbeitsgruppe Patinnen und Paten – Jugendliche, die die Diskussion aktiv begleiteten und später die Vorstellung der Arbeitsergebnisse im Kanzleramt übernahmen. In allen Gruppen sollte fair, aber frei gesprochen werden. Auch „unrealistische“ Forderungen waren ausdrücklich erwünscht. Arbeitsgruppe „Integration und Schule“ Erstaunt und fast ein wenig erleichtert wirkten Maria Böhmer und Angela Merkel ob dieser Aufgabenverteilung. Beide bemerkten zwar, wie wichtig die Bildungsqualität im schulischen Bereich für die Integration von Migrantinnen und Migranten sei, verwiesen jedoch auch sofort auf die Zuständigkeit der Länder. Immerhin versprachen sie, einige der Vorschläge in andere Gremien, etwa in die Kultusministerkonferenz, zu tragen und dort für deren Umsetzung zu werben. So soll nach den Vorstellungen der Jugendlichen die Qualität an den Schulen durch Evaluationen, bei denen die Schülerinnen und Schüler die schulischen und außerschulischen Angebote bewerten, gesteigert werden. Auf diese Weise entstünde eine Art Wettbewerb zwischen den Schulen. Das käme nicht nur den zugewanderten Schülerinnen und Schülern, sondern allen zugute. Die Arbeitsgruppe forderte außerdem eine Verbesserung der interkulturellen Kompetenz an Schulen. Lehrerinnen und Lehrer sollten bereits während ihrer Ausbildung mit migrations- und integrationspolitischen Fragen befasst werden. Als wünschenswert sah die Gruppe auch die gezielte Einstellung von Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund an, die dann verstärkt die Funktion als Vertrauenslehrer übernehmen könnten. Die Herkunft der Schülerinnen und Schüler soll nicht länger als Problem, sondern als Chance für kulturelle Vielfalt angesehen und beispielsweise innerhalb von Projekttagen positiv thematisiert werden. Der individuellen Förderung von Schülerinnen, Schülern und Eltern käme eine herausragende Bedeutung zu. Dreh- und Angelpunkt bleibe das Erlernen und Beherrschen der deutschen Sprache – und zwar zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Deshalb solle entweder bundesweit eine „Kindergartenpflicht“ oder ein letztes kostenloses Kita-Jahr eingeführt werden. Zweisprachigkeit ab der Grundschule müsse gefördert werden. Wem das alles bekannt vorkam, hatte im letzten Jahr gut aufgepasst. Fast exakt die gleichen Forderungen standen auch schon im Ergebnis des 1. Jugendintegrationsgipfels, zum Teil sogar noch detaillierter und schärfer formuliert. Sowohl von zweisprachigen Schulen als auch von interkulturell kompetenten Lehrerinnen und Lehrern, von kostenloser Bildung in Kindergärten und Kinderkrippen, einer Kita-Pflicht und der These „Eltern haften für ihre Kinder“ war die Rede gewesen. Damit hatten die Jugendlichen gemeint, dass auch Eltern Deutsch lernen müssten und die Pflicht hätten, die Ausbildung ihrer Kinder aktiv zu begleiten. Elternlotsen Die Idee der „Elternlotsen“ mag gut sein. Allerdings ist sie nicht auf dem Jugendintegrationsgipfel entstanden, sondern geht auf den Berliner Verein „Die DeuKische Generation“ zurück, der das Projekt nach eigenen Angaben sogar schon umsetzt. Die Lotsen sind in Deutschland geborene Jugendliche mit türkischen Wurzeln, die ehrenamtlich und eigenverantwortlich arbeiten. Dass das Konzept nun aber als Ergebnis des Jugendintegrationsgipfels öffentlich Verbreitung findet, ist so verwunderlich nicht, denn erstens ist Maria Böhmer Schirmherrin der „DeuKischen Generation“ und zweitens war die 19-jährige Vereinsvorsitzende Aylin Selcuk Teilnehmerin am Gipfel und sogar Patin der Arbeitsgruppe. Mit der Einführung dieser Elternlotsen nimmt der Verein der Bundesregierung genau genommen eine Aufgabe ab, die im letzten Jahr von den Jugendlichen als Forderung formuliert worden war: Damals hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Idee, bundesweit eine Hotline oder Internetseite für ausländische Eltern einzurichten, um beispielsweise über die verschiedenen Schultypen zu informieren. Sprache im Mittelpunkt - - Seit Anfang 2005 werden Integrationskurse mit einem 600-stündigen Deutschkurs angeboten. Für zugewanderte Ausländerinnen und Ausländer ohne Deutschkenntnisse ist die Teilnahme verpflichtend. Junge Vorbilder Demokratisierung der Schule durch mehr Mitspracherechte Arbeitsgruppe „Integration und Ausbildung“
Vor allem der Betreuung der Arbeitsgruppe durch eine Deutsche-Bank-Mitarbeiterin ist es zu verdanken, dass die Kanzlerin auch gleich mit konkreten Finanzierungsideen konfrontiert wurde. Ein Prozent der Tabaksteuer forderten die Jugendlichen zur Gründung ihres Netzwerkes ein. Das Konzept „Rauchen für die Bildung“ sorgte zwar für Belustigung, wird aber wohl auf wenig Gegenliebe bei Peer Steinbrück stoßen. Solche Netzwerke gibt es bereits vielerorts: Vereine und Projekte setzen sich seit langer Zeit dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund frühzeitig Gelegenheit bekommen, in die Berufswelt hineinzuschnuppern. Auch Auszeichnungen für faire Praktikabedingungen werden vergeben, beispielsweise vom gemeinnützigen Verein „fairwork“. Sollte ein neues Netzwerk unter der Schirmherrschaft der Kanzlerin entstehen, dürfte dies nicht dazu führen, dass die existierenden Bemühungen abgewertet werden. Angela Merkel selbst konnte sich spontan nicht vorstellen, dass die Wirtschaft „besonders glücklich“ über Zertifikate der Bundesregierung sei. Allerdings kenne sie die konkreten Anforderungen an das „Zukunftssiegel“ nicht – für die Ausarbeitung von konkreten Maßstäben und Kriterien blieb auf diesem Gipfel nicht die Zeit. Die Zeitnot hinderte jedoch auch die zweite Arbeitsgruppe nicht daran, sich selbst in die Verantwortung zu nehmen. Von den jungen Migrantinnen und Migranten, die ihre Schullaufbahn bereits erfolgreich abgeschlossen haben, erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr soziales Engagement. Auch hier sollen Netzwerke und „BildungspatInnen“ helfen, schulpflichtige Jugendliche mit Migrationshintergrund zu beraten, sie zu motivieren und ihnen Impulse für ihre berufliche Entwicklung zu geben. Für Jugendliche aus sozial schwachen Familien soll das Ausbildungssystem künftig Coaching- und Ausbildungspatenschaften anbieten. Lehrpersonal soll für die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen mit Migrationshintergrund sensibilisiert werden. Arbeitsgruppe „Jugend und Freizeit“ Die größtenteils unausgeschöpften Potenziale des Sports für die Integration sind deshalb auch Bestandteil des NIP. Die Kampagne der Bundesregierung „Integration durch Sport“ hat mit dem Deutschen Olympischen Sportbund einen Partner gefunden, der das Ziel, mehr Migrantinnen und Migranten für Sportvereine zu gewinnen, direkt an die Sportverbände herantragen kann. Angekommen ist die Botschaft längst noch nicht überall. Und selbst, wenn der Wille da ist, scheitert das Anliegen letztlich oft daran, dass vor Ort weniger Ausbilderinnen und Trainerinnen zur Verfügung stehen. Mit dem Problem der kaum repräsentierten Migrantinnen (und Migranten) in den Medien war im Übrigen sogar eine eigene Arbeitsgruppe während der Erarbeitung des NIP betraut. Die AG hat festgestellt, dass die Medien Migrantinnen und Migranten nicht nur im Bereich des Sports, sondern generell in ihren Redaktionen sowie in ihrem Programm und Berichterstattung vernachlässigen. Besonders in diesem Bereich kann die Bundesregierung aber kaum eingreifen oder gar steuern. Die Medien sind unabhängig, die medienpolitische Zuständigkeit liegt bei den Ländern. Trotzdem verpflichtete sich die Bundesregierung im NIP, die Förderung einer Zusammenarbeit deutscher und türkischer Medien zu prüfen und die Entwicklung integrativer und innovativer Programmformate durch Ideenwerkstätten mit ProduzentInnen und ProgrammplanerInnen zu unterstützen. Sport auf Rezept Dass jedoch Sport- und Freizeitangebote nicht per se die Integration fördern, wussten auch die Jugendlichen dieser Arbeitsgruppe. Sie forderten deshalb ergänzende niedrigschwellige soziale und beratende Angebote. Um auf die Migrantinnen und Migranten zuzugehen, soll die interkulturelle Kompetenz der Tainerinnen, Trainer und Gruppenleiter gestärkt werden. Ein weiteres Mal setzen die Jugendlichen zuerst auf die Eigeninitiative der Migrantinnen und Migranten, die bereits aktiv sind – erst an zweiter Stelle kam die Forderung nach finanzieller Unterstützung von interkulturellen Trainingsmaßnahmen. Kritische Forderungen? Es mag also durchaus den Vorgaben und der Kürze der Zeit geschuldet sein, dass sich viele Aussagen wiederholten. Und insofern ist es sogar erstaunlich, dass innovative Ansätze wie „Sport auf Rezept“ oder Finanzierungsmodelle mithilfe der Tabaksteuer überhaupt zur Sprache kamen. Trotzdem drängt sich der Eindruck auf, dass die Jugendlichen ihre Chance, die Gastgeberinnen von dringenden Anliegen zu überzeugen, nicht ausgenutzt haben. Integration ist ein Prozess, ein schwieriger noch zudem. Niemand erwartet, dass in einem Land, in dem lange Zeit wenig integrationspolitische Maßnahmen ergriffen wurden, plötzlich mit Siebenmeilenstiefeln vorangeschritten wird. Große Sprünge haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Jugendintegrationsgipfels jedoch selbst verweigert. Hatten die Forderungen, die sie auf ihrem ersten Gipfel formuliert hatten, noch Biss, wirkten die Ergebnisse des 2. Gipfels fast zahnlos. Und zwar vor allem deshalb, weil die Forderungen oftmals gar keine an die Bundespolitik, sondern an die Migrantinnen und Migranten selbst gerichtet sind. Zweifellos ist Integration eine beidseitige Angelegenheit – aber bei der Verteilung der Lasten, wie sie sich die Jugendlichen vorstellen, wird die Bundesregierung im nächsten Jahr, wenn der Stand auf einem 3. Jugendintegrationsgipfel überprüft werden wird, eine gute Figur machen. Zwiespältige Bilanz
Vielleicht ist der Rückzug der Jugendlichen auf ihre eigene Verantwortung auch nur ein Spiegel der Ansage von Maria Böhmer, dass Integration nicht verordnet werden kann – oder dass vielmehr sie es nicht kann. Sie kann nur werben, aber eben kein Gesetz á la „Migranten werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt“ durchboxen. Migrantinnen und Migranten sind selten Hauptzielgruppe der Programme der Bundesregierung. Das kann auch die Berufung der Staatsministerin und ihre Ansiedlung im Bundeskanzleramt nicht verschleiern. Zugewanderte sind oftmals nur Nutznießer der Angebote, die genauso und vielleicht sogar in erster Linie von den Schmidts und Müllers in Anspruch genommen werden, auf dem Dorf ebenso wie in der Großstadt. Das gilt für die allgemeine Sprachförderung in den Kindertagesstätten genauso wie für das Modellprogramm „die 2. Chance“, das Schulverweigerinnen und Schulverweigerer behutsam an die Schulbank zurückführen soll. Dass Zuwandererfamilien profitieren, wenn sie die Angebote in Anspruch nehmen, ist ein positiver Nebeneffekt, aber mehr nicht. Problematisch daran ist, dass der Zugang zu solchen Programmen, wenn sie nicht auf Migrantenfamilien ausgerichtet sind, eine große Schwelle darstellt. Und genau hier wird Integrationspolitik halbherzig. Halbherzig sind aber auch die Forderungen der Jugendlichen. Sie fordern nämlich nicht die Herabsetzung solcher Schwellen, sondern fordern von sich selbst, diese Schwellen zu umgehen. Erst später, fast zaghaft formulieren sie Forderungen an die Bundesregierung. Auf dem letzten, dem 1. Jugendintegrationsgipfel traten sie ein Stück selbstbewusster und mutiger auf. Da thematisierten sie die „Gettoisierung an Schulen und Kitas“, forderten ethnisch und sozial gemischte Bildungseinrichtungen. Sie hatten sich getraut, die Mehrheitsgesellschaft anzusprechen, von der sie ihren Platz und Raum für freie Entfaltung eingefordert hatten. „Wir wollen eine Gesellschaft, (...) die auf der Basis des Grundgesetzes aufbaut und die Vielfalt als Potenzial und nicht als Problem wahrnimmt.“ Im Mai 2008 waren dann fast nur noch die Migrantinnen und Migranten in der Pflicht, die „es geschafft“ haben. Sie sollen es richten: als Vorbild und AnimateurIn, BerufsberaterIn und Perspektivencoache. Zugewanderte Eltern tragen nach dem Willen der Jugendlichen auch weiterhin Verantwortung für sich und ihre Kinder – das ist auch richtig so. Aber sie stehen mit dieser Verantwortung quasi allein da. Die Mehrheitsgesellschaft wurde mit keinem Wort erwähnt. Auch nicht die Verantwortung der Kanzlerin. Dabei hatte die Türkische Gemeinde in Deutschland gerade im März eine Umfrage veröffentlicht, nach der sich jedeR 2. türkische MigrantIn in der Bundesrepublik nicht willkommen und seine bzw. ihre Interessen von Bundeskanzlerin Angela Merkel nur unzureichend vertreten sieht. Schlussbemerkungen Der 2. Jugendintegrationsgipfel hat gezeigt, dass junge Leute, unabhängig, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, an der Debatte um integrationspolitische Maßnahmen teilhaben wollen. Er hat aber auch gezeigt, dass solche Zusammenkünfte, wenn sie unter Federführung der Bundesregierung stattfinden, zu einer Schere im Kopf der Jugendlichen führen. Hier ist die Zivilgesellschaft gefordert: Es muss auch in Zukunft, vielleicht sogar öfter als einmal im Jahr, ein Forum für junge Menschen geben, die sich in größeren Verbänden nicht wiederfinden – aber dennoch aufgrund ihrer persönlichen Betroffenheit oder eines anderen Interesses zu solchen Themen Stellung beziehen können. Dieses Forum müsste finanziell so ausgestattet sein, dass ernsthafte Probleme und ernst gemeinte Lösungsstrategien ohne Zeit- oder Gefallensdruck erarbeitet werden können. Die Forderungen, die während so einer Veranstaltung entstünden, hätten mit denen des Jugendintegrationsgipfels im Kanzleramt sicher wenig gemein. Um so ernster müssten sie von der Politik genommen werden. Auf der „Schönwetter“-Veranstaltung im Kanzleramt ist schließlich nur eines passiert: Weil kaum Diskussionen aufkamen, fiel es der Kanzlerin und ihrer Staatsministerin nicht schwer, die Forderungen und Wünsche der jungen Leute zu begrüßen und zu unterstützen. Und damit haben sie erreicht, was vielleicht das wichtigste Ziel vor dem Wahlkampfjahr 2009 gewesen ist: Das Gefühl an 80 junge Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vermittelt zu haben, „starke Verbündete“ zu sein. Links |
Anne Köhler (30) ist Journalistin sowie Projektleiterin für Kultur und Politik und lebt in Berlin.