„Schöngartenstraße – Asylsuchende in Deutschland“
Sie sind aus ihrer Heimat geflohen und haben ihre Familie, ihre Freunde, ihr Land und ihre Kultur verlassen. Nur die Erinnerung und ein paar mitgebrachte Dinge bleiben. Untergebracht in so genannten Gemeinschaftsunterkünften leben Asylbewerber oft über viele Jahre mit dem Status der Duldung. Ihre Zeit wird bestimmt durch das Warten auf eine Aufenthaltsgenehmigung, auf einen Neuanfang. Die Flüchtlinge befinden sich in einem Zwischenraum: Das Heimatland verlassen, doch noch nicht vollends im Ankunftsland angekommen. Dieses Fortbestehen der Fluchtsituation bedeutet eine psychische und physische Belastung, die sich in Angst und Schlaflosigkeit äußert. Der Aufenthalt ist ungesichert, es gibt weder ein Vor noch ein Zurück.
Die Zimmer, in denen sie leben und in denen wir uns begegnen, sehen wohnlich aus. Vor den Fenstern hängen Gardinen, Tischsets liegen ordentlich |
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Und doch: Abends werden die Matratzen aus ihren Verstecken hervorgeholt und Sachen, die zum Kochen und Waschen benötigt wurden, wieder verstaut. Es ist nicht nur Wohn-Zimmer, sondern Wohn-Raum. Jedoch fehlen diesem Wohnraum Gelassenheit und Wohlbehagen – die Frage, wie es weitergehen soll, hängt drückend im Raum. |
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Da sie nichts tun können, und sich auch kaum von der Unterkunft entfernen können, gehört das tatenlose Dasitzen im Zimmer, das Ahnen des „da draußen“ zu ihrem Alltag. |
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In diesem Zustand leben die Flüchtlinge oft über mehrere Jahre hinweg. Ihr Leben wird vom Warten bestimmt – Warten, auf den Bescheid einer Aufenthaltsgenehmigung.Oder sollte man sagen: Erwarten? |
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Das Abhandengekommene wird sichtbar: das Fehlen einer Perspektive. |
Über Christina Kratzenberg
Christina Kratzenberg studierte Kommunikationsdesign an der Merz Akademie in Stuttgart. Sie arbeitet als freischaffende Fotografin in Stuttgart.