Interview mit Yadé Kara
Sie sind in der Türkei geboren und leben seit Ihrem sechsten Lebensjahr in Deutschland. Inwieweit hat Ihre eigene Migrationserfahrung Ihr Schreiben geprägt?
Ich habe Englisch und Deutsche Literatur studiert und bin der Literatur sehr nahe gewesen. Angefangen mit dem Schreiben habe ich mit kleinen Notizen, Beobachtungen und kurzen Einträgen.
Als Kind war es selbstverständlich für mich, mich in mehreren Sprachen und Kulturen zu bewegen und mit der Zeit entwickelt man eine Antenne, eine dritte Perspektive und beginnt, die Kulturen, Sprachen und Denkweisen zu vergleichen und sieht dabei die Paradoxien, Missverständnisse, die Stärken und Schwächen der verschiedenen Kulturen. Mit anderen Worten, man wird polyglott und „multi-perspektiv“.
AutorInnen mit Migrationshintergrund werden in Deutschland oft der Kategorie Chamisso Literatur zugeordnet. Wie würden Sie Ihre eigene Rolle als migrantische Autorin in Deutschland beschreiben? Haben Sie das oftmals migrantischen AutorInnen unterstellte „Fremdheitsgefühl“? Oder wie „deutsch“ fühlen Sie sich?
Ich schreibe in der deutschen Sprache und meine Werke sind ein Teil der neuen deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Literatur wird sich weiter entwickeln und neuen Strömungen und Einflüssen unterstehen und irgendwann in der Zukunft werden Autoren wie ich wahrscheinlich zum alten „Stab“ gehören. Sehen sie sich die Entwickelung in Großbritannien an. Post-koloniale Literatur ist einfach ein Teil der Englischen Literatur (des Literaturkanons). Punkt. Aus. Schluss.
Was bedeutet Heimat für Sie?
Wo der Himmel am blausten ist!
Als türkisch-stämmige Autorin beherrschen Sie sowohl die türkische als auch die deutsche Sprache. Warum haben Sie Deutsch als Sprache Ihres literarische Ausdrucks gewählt?
Mein erster Roman „Selam Berlin“ ist ein Berlin Roman, der den Berliner Mauerfall als Hintergrund hat. Es geht um die deutsche Hauptstadt, um die Umbrüche und um das „Neue Berlin“. Diese Stadt hat einen eigenen Ton, Rhythmus, Atmo und natürlich die deutsche Sprache und nur in dieser Sprache kann man den Ton der Stadt wiedergeben.
Gibt es AutorInnen, die Sie in besonderer Weise beeinflußt haben?
Ich lese quer durch vieles. Bin offen für vieles und lasse mich gerne auf neue Themen und Autoren ein.
Welche Rolle nehmen Ihrer Meinung nach AutorInnen im interkulturellen Dialog ein? Gibt es den sogenannten „Kulturclash“?
Mein zweiter Roman „Cafe Cyprus“, ist ein interkultureller Roman, der London und die „neuen Londoner, die Miriam, Kuldeep, Ali und Isaahk heißen“ zum Thema hat. Es geht um den neuen Typus von Europäer, die in London, Berlin, Paris und Madrid das Stadtbild mitprägen und von denen man in Zukunft noch viel hören wird.
Wie geht ihre künstlerische Reise weiter?
Ich arbeite jetzt mehr journalistisch.
Wie geht dieser Satz für Sie weiter?: „Mein Deutschland ist...
...bunt, groß und fortschrittlich.
Yadé Kara (Foto: Michael Maeyer)
„Cafe Cyprus“
Auszug aus dem Werk von Yadé Kara (weiter)
Über die Autorin
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