Papa, woher kommt der Hass?

Migrationsliteratur

Tahar Ben Jelloun spricht mit seiner Tochter über Antisemitismus, Rassismus und Hass
Kerstin E. Finkelstein berichtet über deutsche Auswanderer
Dilek Zaptçioğlu und Jürgen Gottschlich erklären deutsche und türkische Werte

Tahar Ben Jeloun erklärt seiner Tochter die großen Konflikte, die Orient und Okzident zur Zeit umtreiben: Er beginnt mit dem 11. September 2001 und mit dem Hass der Islamisten auf den Westen. Er versucht deren enttäuschte Liebe zur westlichen Freiheit zu erläutern, die theologischen Grundlagen der Al Qaida und die entwürdigenden Lebensumstände vieler Muslime in arabischen Ländern. Dann spricht er über den Rassismus, dem die Araber im Westen ausgesetzt sind, über die Verdächtigungen und die Gleichgültigkeit, die Muslime erfahren.

Aber Jelouns Buch schafft keine neuen Fronten: In einer fesselnden Klarheit und Einfachheit erläutert er nach und nach eine Reihe von zentralen Fragen, zeigt Zusammenhänge auf und bezieht klar Position. Wie kann es einen muslimischen Antisemitismus geben? Was hat Palästina mit dem Lebensgefühl junger Muslime in Deutschland und Frankreich zu tun? Warum leben junge Nordafrikaner in Frankreich anders als junge Türken in Deutschland? Was ist in den Niederlanden passiert?

Ein Gespräch, in dem durch Pro und Contra nach Antworten gesucht wird, sollte man nicht erwarten: Die Tochter fragt nach Worterklärungen oder historischen und politischen Zusammenhängen. Das Buch wäre sprachlich und inhaltlich zum Vorlesen geeignet, denn man könnte dann über einzelne Abschnitte reden. Die Zielgruppe, ab 14 Jahre, ist dafür aber zu alt.

120 Seiten, Rowohlt-Berlin-Verlag, ISBN 3-87134-535-0, Euro 14,90

Ausgewandert. Wie Deutsche in aller Welt leben

Kerstin E. Finkelstein ist um die Welt gefahren und hat deutsche Auswanderer besucht. Jährlich verlassen ca. 100.000 Menschen die Bundesrepublik und suchen Freiheit, Abenteuer, Arbeit, den großen Karrieresprung, Natur und Ruhe oder die Liebe im Ausland. Die Autorin wollte wissen, ob sie finden, was sie suchen, und wie sie leben.
Das Buch gibt einen gut zu lesenden, unterhaltenden und dabei fundierten Überblick über deutsche Communities in Südamerika, den USA, Neuseeland, China, Südafrika, Namibia und anderswo. Man erfährt viel über die Motive zu gehen, über Zahlen und die Erlebnisse Rückkehrer.

„Die deutsche Gemeinschaft im Ausland gibt es ... gar nicht. ... Deutscher zu sein, fühlt sich im Herzen Chinas eben anders an als an Spaniens Küsten, ebenso wie ein Club von Deutsch-Chilenen nach andren Regeln funktioniert als eine Gruppierung deutscher Geschäftsmänner in Kalifornien.“

250 Seiten, Christoph Links Verlag, ISBN 3-86153-348-0, Euro 14,90€

Das Kreuz mit den Werten. Über deutsche und türkische Leitkulturen.

Dilek Zapçioğlu und Jürgen Gottschlich schildern anhand zahlreicher Beispiele den Wertewandel beider Kulturen und zeigen die Abhängigkeiten unterschiedlicher Mentalitäten von sozioökonomischen Faktoren. Im Zentrum ihrer Analysen, Reportagen und Features stehen Religion, die Rolle der Frau und die Funktion der Familie.
Als deutsch-türkisches Paar wissen sie, wovon sie sprechen: Sie leben im Spannungsfeld der Werte beider Gesellschaften. Ihre Reportagen und Features liefern Hintergrundwissen und neue Impulse, die zu einem vertiefenden Dialog einladen.

263 Seiten, edition Körber-Stiftung, ISBN 3-89684-059-2, Euro 14,-

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Das Kreuz mit den Werten. Über deutsche und türkische Leitkulturen. Von Dilek Zapçioğlu und Jürgen Gottschlich