Die Einkommens- und Wohnsituation älterer MigrantInnen

von Ingrid Tucci

Im Jahr 2010 waren ca. 1,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund über 65 Jahre alt. Während Personen mit Migrationshintergrund etwa ein Fünftel der Bevölkerung Deutschlands ausmachen, haben nur 9 Prozent der Menschen ab 65 Jahren einen Migrationshintergrund (Statistisches Bundesamt 2010). Dies liegt zum Teil daran, dass die damals als GastarbeiterInnen rekrutierten MigrantInnen im jungen Alter nach Deutschland zuwanderten und heute kurz davor sind, das Rentenalter zu erreichen. Auch wenn RentnerInnen mit Migrationshintergrund zum Teil in Ihre Heimat zurückgekehrt sind bzw. immer noch zurückkehren, wird doch die Mehrheit von ihnen in Deutschland ihren Lebensabend verbringen. So wird der Anteil der RentnerInnen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung im Rentenalter in den nächsten Jahrzehnten deutlich anstiegen: Insgesamt waren im Jahr 2010 3,6 Millionen Personen mit Migrationshintergrund zwischen 45 und 64 Jahre alt (Statistisches Bundesamt).

Ein wichtiges Ziel der Integrationspolitik ist die Eindämmung der Ungleichheit und die Gewährleistung von Chancengleichheit. Der Frage nach Chancengleichheit im Alter wurde bisher wenig Beachtung geschenkt, obwohl diese Frage für eben jene MigrantInnen im Alter besonders akut ist. Denn nach einem Arbeitsleben als sogenannte „GastarbeiterInnen“ bleibt häufig wenig finanzieller Handlungsspielraum. MigrantInnen sind, wie Einheimische im Rentenalter, auf Rentenbezüge, eventuelle Ersparnisse, soziale Transfers oder auch auf die Unterstützung der jüngeren Generationen angewiesen.

Ältere MigrantInnen sind keineswegs eine homogene soziale Gruppe. Vor allem ist es sinnvoll die Lage der MigrantInnen aus den zwei großen Zuwanderungswellen zu betrachten: MigrantInnen aus den ehemaligen Anwerbeländern (der Türkei, den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, Spanien, Italien und Griechenland) und MigrantInnen, die nach dem Fall der Mauer als (Spät-)AussiedlerInnen zugewandert sind. Diese unterscheiden sich zum einen im Hinblick auf deren Qualifikationsstruktur und zum anderen im Hinblick auf den Integrationskontext, in dem ihre Einwanderung stattfand. So weisen ältere (Spät-) AussiedlerInnen höhere Abschlüsse auf als MigrantInnen, die im Rahmen der Anwerbeabkommen als ungelernte ArbeiterInnen nach Deutschland rekrutiert wurden. Sie erhalten außerdem automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft und haben von den bis Anfang der 1990er Jahren erfolgten Eingliederungsprogrammen profitieren können.

In diesem Beitrag wird die Einkommens- und Wohnsituation exemplarisch für zwei Bereiche der strukturellen Eingliederung von RentnerInnen mit und ohne Migrationshintergrund vorgestellt:. Die Ergebnisse stützen sich auf die Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für das Befragungsjahres 2009. Das SOEP ist eine für die Bevölkerung in Deutschland repräsentative und seit 1984 laufende Längsschnittbefragung. Personen mit Migrationshintergrund können in diesem Beitrag ausländische, aber auch – wie dies bei den (Spät-)AussiedlerInnen insbesondere der Fall ist – deutsche StaatsbürgerInnen sein. Berentete sind hier Personen, die über 64 Jahre alt sind und eine Rente oder eine Witwenpension beziehen.

Einkommenssituation

Die Migrationsforschung hat gezeigt, dass es starke Ungleichheiten zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund im Hinblick auf deren Partizipation und Position am Arbeitsmarkt gibt. Die erste Generation, die heute im Rentenalter ist wies aufgrund einer ungünstigeren beruflichen Platzierung deutlich niedrigere Löhne auf. Diese signifikante Lohnungleichheit vollzieht sich auch bei der Altersgruppe der über 44-Jährigen (Frick et al. 2009). Gleichzeitig haben sie häufig als erste Arbeitskräfte ihre Arbeit im industriellen Sektor verloren. Diese Umstände können zu einer ungünstigen Sicherung im Alter führen, die sich wiederum auf die Lage der Jüngeren und auf die intergenerationale Reproduktion sozio-ökonomischer Ungleichheit auswirkt.

Die Einkommenssituation der RentnerInnen mit Migrationshintergrund gibt Hinweise auf die strukturelle Eingliederung von MigrantInnen und darüber, inwieweit, sie in ihrem Lebensverlauf soziale und ökonomi-sche Mobilität erfahren haben. Die ökonomische Lage der heute in Deutschland lebenden berenteten MigrantInnen ist im Zusammenhang mit deren Migrations- sowie Bildungs- und Erwerbsbiographien zu betrachten, aber auch mit den wirtschaftlichen und migrationspolitischen Veränderungen eng verknüpft. So sind durch die Pendelmigration, die als Folge der Rezessionsphasen von 1966/77 und 1974/75 stattfand, Lücken in den Erwerbsbiografien der MigrantInnen entstanden (Herbert 2003; Blahusch 1999). EinwanderInnen, die im Rahmen der Anwerbeabkommen nach Deutschland kamen, haben im Zuge der Deindustrialisierung auch häufig als Erste ihren Arbeitsplatz verloren (Kogan 2004). Besonders schwierig gestaltete sich ihr Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt, zum Teil weil sie über ein niedriges Bildungsniveau verfügten (Frick et. Al 2009) und ihnen seltener im Rahmen ihrer Arbeitsverhältnisse Weiterqualifizierungsmöglichkeiten angeboten wurden (Schäfer 1985). Zudem sind sie häufig Diskriminierungen bei der Arbeitsplatzsuche ausgesetzt gewesen.

Insgesamt weisen berentete Männer aus den Anwerbeländern ungünstigere Erwerbsbiografien als (Spät-)Aussiedler und Rentner ohne Migrationshintergrund auf. Erstere verbrachten zum Beispiel ca. 7 Prozent ihrer Erwerbsbiographie in Arbeitslosigkeit, gegenüber 4 Prozent bei (Spät-)Aussiedlern und 2 Prozent bei Rentnern ohne Migrationshintergrund. Was berentete Frauen betrifft, weisen ältere

(Spät-)Aussiedlerinnen den höchsten Anteil an Vollzeiterwerbstätigkeit in der gesamten Erwerbsbiografie auf (Tucci/Yildiz 2012). Sie sind aber gleichzeitig auch häufiger als berentete Frauen ohne Migrationshintergrund mit Arbeitslosigkeit konfrontiert worden. Obwohl (Spät-)Aussiedlerinnen häufig über eine berufliche Ausbildung oder einen (Fach-)Hochschulabschluss verfügen, gestaltet sich auch für sie der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt schwierig, weil ihre in den Heimatländern erworbenen Abschlüsse häufig nicht gleichwertig anerkannt werden, was eine berufliche Deklassierung zur Folge hat (Konietzka/Kreyenfeld 2002).

Die ökonomische Lage der älteren MigrantInnen zeichnet sich auch durch ein relativ niedriges Haushalts-einkommen aus. Für die Berechnung des Haushaltseinkommens wird zum einem der Wertvorteil aufgrund einer selbstgenutzten Immobilie mitberücksichtigt und zum anderen erfolgt eine Gewichtung nach der Anzahl an Erwachsenen und Kindern im Haushalt nach der neuen OECD-Skala (1). MigrantInnen aus der Türkei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens weisen für das Befragungsjahr 2009 mit 10.043 Euro im Durchschnitt (Medianwert) das niedrigste Jahreseinkommen auf, gefolgt von den MigrantInnen aus den EU-Anwerbeländern mit 13.521 Euro, den
(Spät-)AussiedlerInnen mit 15.050 Euro und den RentnerInnen ohne Migrationshintergrund mit 17.970 Euro. So verfügen die RentnerInnen aus den Nicht-EU-Anwerbeländern über fast 7000 Euro im Jahr weniger Einkommen als RentnerInnen ohne Migrationshintergrund, was sich zwangsläufig auf ihre Lebensqualität auswirkt und ihre Möglichkeiten im Alter begrenzt, einerseits selbst mithalten und andererseits die jüngeren Generationen finanziell unterstützen zu können. Bei RentnerInnen aus der Türkei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens machen Sozialleistungen 10 Prozent ihres Einkommens aus, bei Personen ohne Migrationshintergrund und bei
(Spät-)AussiedlerInnen sind es gerade 2 Prozent (Tucci und Yildiz 2012). Der Rentenbezug stellt die wichtigste Einkommenskomponente bei allen Gruppen dar, jedoch in unterschiedlichem Umfang.

Im Durchschnitt erhalten Frauen und Männer mit Migrationshintergrund deutlich niedrigere Rentenbezüge als Personen ohne Migrationshintergrund (863 Euro gegenüber 1.092 Euro) (2). Aber deutliche Unterschiede sind auch innerhalb der Gruppe der MigrantInnen feststellbar (Tucci und Yildiz 2012): So weisen MigrantInnen aus den ehemaligen Anwerbeländern die niedrigsten Rentenbeträge auf (633 Euro für die MigrantInnen aus der Türkei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und 670 Euro für die MigrantInnen aus den EU-Anwerbeländern), verglichen zum Beispiel mit den älteren (Spät-)AussiedlerInnen, die aufgrund des Fremdrentengesetzes ihre im Ausland erworbenen Rentenansprüche in Deutschland geltend machen können (879 Euro). Große Unterschiede sind ebenfalls zwischen Männern und Frauen festzustellen. Wobei der Geschlechter-Unterschied bei der Gruppe der (Spät-)AussiedlerInnen am niedrigsten ist, was daran liegt, dass die Erwerbsbiographien der (Spät-)Aussiedlerinnen durch eine Vollzeiterwerbstätigkeit charakterisiert sind.

Tabelle 1: Bruttoeinkünfte aus Renten und Pensionen (in Euro)

Quelle: SOEP 2009, eigene Berechnungen und Tucci und Yildiz 2012.

Letztendlich sind sich ältere MigrantInnen insgesamt der kritischen finanziellen Absicherung im Alter wohl bewusst: 48 Prozent bewerten diese als weniger gut oder schlecht, gegenüber 30 Prozent der Älteren ohne Migrationshintergrund. Bei MigrantInnen aus der Türkei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens erreicht der Anteil sogar 68 Prozent (Abbildung 1).

Abbildung 1: Bewertung der finanziellen Absicherung im Alter durch Berentete

 

Quelle: SOEP 2009, eigene Berechnungen.

Wohnsituation

Gerade weil sich der Lebensmittelpunkt bei einem Renteneintritt auf den Wohnraum tendenziell verstärken kann, ist die Betrachtung der Wohnsituation als auch das Wohnumfeld der älteren Bevölkerung von besonderer Bedeutung für die Beurteilung ihrer Lebensqualität. Ältere MigrantInnen leben im Durchschnitt häufiger in Sozialwohnungen und Wohneigentum bleibt im hohen Alter ein Privileg der einheimischen Bevölkerung. Etwa 12 Prozent der Berenteten mit Migrationshintergrund leben in Sozialwohnungen, während dies auf 5 Prozent der Älteren ohne Migrationshintergrund zutrifft (Tabelle 2).

Über ein Drittel ist EigentümerIn, während dies bei der Hälfte der gleichaltrigen Personen ohne Migrationshintergrund der Fall ist. Der Anteil ist bei Berenteten aus den ehemaligen Anwerbeländern am niedrigsten: 12 Prozent bei MigrantInnen aus der Türkei und den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens und 19 Prozent bei MigrantInnen aus den EU-Anwerbeländern. Obwohl (Spät-)AussiedlerInnen später nach Deutschland eingewandert sind, sind ein Drittel von ihnen EigentümerInnen ihrer Wohnung. Hier spiegeln sich die sozioökonomischen Unterschiede der MigrantInnen aus diesen zwei Zuwanderungswellen wider. Letztere sind möglicherweise mit etwas Kapital eingereist, während Erstere aufgrund ihrer Position am Arbeitsmarkt und ihrer instabilen Erwerbsbiographien weniger Möglichkeiten hatten, materiellen Wohlstand in Deutschland zu akkumulieren. Die relativ niedrige EigentümerInnenquote unter Personen mit Migrationshintergrund ist zum Teil auch darauf zurückzuführen, dass diese häufiger in urbanen Ballungsräumen leben, die im Durchschnitt eine niedrigere EigentümerInnenquote aufweisen als ländliche Regionen.

Zwischen 2006 und 2010 ist jedoch die Quote der EigentümerInnen bei allen Personen mit Migrationshin-tergrund um 17 Prozent angestiegen, gegenüber einem Anstieg von 9 Prozent bei Personen ohne Migrationshintergrund (Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2012). Dieser Anstieg deutet auf eine dauerhafte Bleibeabsicht der Migrantenbevölkerung hin. Die in Deutschland lebenden Kinder, eine bessere medizinische Versorgung sowie ein besseres soziales System zur Absicherung von möglichen Lebensrisiken stellen wichtige Gründe für einen dauerhaften Verbleib in Deutschland dar. Wohneigentum im Herkunftsland scheint auch die Bleibeabsichten wenig zu beeinflussen, sondern fördert eher das Pendelverhalten der MigrantInnen (Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend 2004). Gleichzeitig kann die Eigentumsbildung eine Handlungsstrategie darstellen, um Diskriminierung bei der Wohnungssuche auf dem privaten Wohnungsmarkt sowie hohen Mietpreisen zu entgehen (Firat und Laux 2003).

Tabelle 2: Ausgewählte Indikatoren der Wohnsituation

Quelle: SOEP 2009, eigene Berechnungen.

Die prekäre Lage der älteren MigrantInnen aus den ehemaligen Anwerbeländern spiegelt sich in deren höherer Abhängigkeit vom geförderten sozialen Wohnungsbau wider, aber auch insbesondere für diejenigen, die aus der Türkei bzw. den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens stammen, in der im Durchschnitt kleineren verfügbaren Wohnfläche pro Person. Insgesamt verfügen sie im Durchschnitt pro Person über 35 Quadratmeter und nur bei dieser Gruppe übersteigt die Haushaltsgröße die Anzahl der Wohnräume. Ältere (Spät-)AussiedlerInnen sowie MigrantInnen aus den EU-Anwerbeländern verfügen über 47 Quadratmeter Wohnraum pro Person und Berentete ohne Migrationshintergrund über 62 Quadratmeter, wobei Berentete in Ostdeutschland über deutlich weniger Wohnraum als Berentete in Westdeutschland verfügen und im Durchschnitt ihrer Gleichaltrigen mit Migrationshintergrund liegen (47 Quadratmeter).

Ältere MigrantInnen haben auch aufgrund hoher Mietbelastungen erheblich weniger finanzielle Handlungsmöglichkeiten als Personen ohne Migrationshintergrund. Obwohl Erstere im Durchschnitt 20 Euro weniger Bruttokaltmiete zahlen als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund, stellt ihre Miete einen höheren Anteil am Netto-Haushaltseinkommen dar: 32 Prozent gegenüber 28 Prozent. Bei MigrantInnen aus den ehemaligen Anwerbeländern macht dieser Anteil sogar über ein Drittel aus. In dieser Hinsicht unterscheiden sich ältere (Spät-)AussiedlerInnen kaum von den Personen ohne Migrationshintergrund.

Im Hinblick auf das Wohnumfeld sind gerade ältere MigrantInnen aus der Türkei und den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens benachteiligt: Sie leben häufiger in Quartieren, die durch starke Luftverschmutzung und Lärmbelästigung gekennzeichnet sind, aber auch einem Mangel an Grünflächen (Tabelle 1). Über die Hälfte von ihnen gab im Jahr 2009 an, dass viele ausländische Familien im Wohngebiet leben. Bei den zwei anderen MigrantInnengruppen liegt dieser Anteil bei etwa ein Drittel. Dies ist ein Hinweis auf die räumlichen Segregrationstendenzen bestimmter MigrantInnengruppen in Deutschland. Gleichzeitig weist dies auf die Schwierigkeiten dieser Berenteten hin, einen neuen höherwertigen Wohnraum zu finden, sowohl aufgrund mangelnden Einkommens, aber auch aufgrund der erfahrenen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt (Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales 2010).

Schlussbemerkung

Dieser kurze Vergleich der ökonomischen Lage und der Wohnsituation von Berenteten mit und ohne Migrationshintergrund macht deutlich, dass MigrantInnen im Alter im Hinblick auf ihre strukturelle Eingliederung benachteiligt sind. Gleichzeitig unterscheiden sich MigrantInnen im Alter auch je nach Zuwanderungswelle und Herkunft. Insofern ist eine differenzierte Betrachtung sinnvoll, um die Heterogenität ihrer Lebenslagen aufzuzeigen.

Problematisch ist die Lage der berenteten MigrantInnen aus der Türkei und den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens, die über den niedrigsten Rentenbetrag und Haushaltseinkommen verfügen. Kritisch ist diese Situation nicht nur für den Alltag von älteren MigrantInnen selbst, sondern auch für deren Kinder, die im Erwachsenenalter sind und über deutlich weniger finanziellen Rückhalt ihrer Eltern in bestimmten Phasen ihres Lebensverlaufs profitieren können als andere, aber insbesondere als junge Menschen ohne Migrationshintergrund.

Auch die Wohnsituation von älteren MigrantInnen gestaltet sich schwieriger als diejenige der Berenteten ohne Migrationshintergrund, obwohl der Anstieg der EigentümerInnenquote bei Personen mit Migrationshintergrund im Allgemeinen auf eine dauerhafte Bleibeabsicht in Deutschland hinweist.

Insgesamt deuten die hier vorgestellten Ergebnisse auf eine relativ begrenzte Erfahrung sozio-ökonomischer Mobilität bei MigrantInnen, die im Rahmen der Anwerbeabkommen nach Deutschland kamen. Trotz der beruflichen Deklassierung und den Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, die zahlreiche
(Spät-)AussiedlerInnen nach deren Ankunft in Deutschland erfahren haben, weisen diese weniger lückenhafte Erwerbsbiographien als ehemalige GastarbeiterInnen auf. Dementsprechend ist deren sozio-ökonomische Lage im Alter weniger problematisch.

 

(1) Die erste erwachsene Person erhält ein Gewicht von 1, weitere Erwachsene einen Gewicht von 0,5 und Kinder unter 14 ein Gewicht von 0,3.
(2) Es handelt sich hierbei um die Bruttoeinkünfte aus Renten und Pensionen.

Literatur

  • Blahusch, Friedrich (1999): Zuwanderungspolitik im Spannungsfeld ordnungspolitischer und ethnisch-nationalistischer Legitimationsmuster. Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Wien.
  • Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2012): Zweiter Integrationsindikatorenbericht.
  • Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (2004): Die Lebenssituation älterer allein-stehender Migrantinnen.
  • Firat, Serap und Laux, Hans Dieter (2003): Wohneigentumsbildung von Migranten – Ihre Bedeutung für die räumliche und individuelle Eingliederung am Beispiel der türkischen Bevölkerung in Köln. Informatio-nen zur Raumentwicklung, Heft 6, S. 389-400.
  • Frick, Joachim R.; Grabka¸ Markus M.; Groh-Samberg, Olaf; Hertel, Florian R. und Tucci, Ingrid (2009): Alterssicherung von Personen mit Migrationshintergrund. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).
  • Herbert, Ulrich (2003): Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland, Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge. München.
  • Kogan, Irena (2004): Last Hired, First Fired? The Unemployment Dynamics of Male Immigrants in Ger-many. European Sociological Review 20(5), S. 445-461.
  • Konietzka, Dirk und Kreyenfeld, Michaela (2002): The Performance of Migrants in Occupational Labour Markets. Evidence from Aussiedler in Germany. In: European Societies 4(1): S. 53-78. Routledge.
  • Schäfer, Hermann (1985): Betriebliche Ausländerdiskriminierung und gewerkschaftliche Antidiskri-minierungspolitik. Berlin.
  • Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (Hg.) (2010): Deutscher Name – halbe Miete? : Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt.
  • Statistisches Bundesamt (2010): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Fachserie 1, Reihe 2.2.
  • Tucci, Ingrid und Safiye Yildiz (2012): Das Alterseinkommen von Migrantinnen und Migranten: zur Erklä-rungskraft von Bildungs- und Erwerbsbiografien. In: In: Baykara-Krumme et al.: Viele Welten des Alterns? Ältere Migranten im alternden Deutschland. VS-Verlag (im Erscheinen).

 

 

Ingrid Tucci ist Post-Doktorandin in der Abteilung des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Migrations- und Ungleichheitsforschung und der Analyse der Integrationsprozesse ethnischer Minderheiten.