böll.brief #1: Teilhabegesellschaft - Gewinne der Integration

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Berufliche Qualifikation und Integrationstempo entscheiden über die langfristigen fiskalischen Kosten der Aufnahme Geflüchteter Studie von Prof. Dr. Holger Bonin, ZEW, im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung.

Zuwanderung aus humanitären Gründen kann die deutschen Staatsfinanzen auf lange Sicht entlasten, wenn eine ausreichende Integration der geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt gelingt. Dies stellt die heute in Berlin vorgestellte Studie „Gewinne der Integration - Berufliche Qualifikation und Integrationstempo entscheiden über die langfristigen fiskalischen Kosten der Aufnahme Geflüchteter“ fest.

Die Studie von Prof. Dr. Holger Bonin des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)  im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung bietet neue Fakten und Zahlen zur wirtschaftlichen Integration Geflüchteter: Erreichen 20% eine berufliche Qualifikation statt geringqualifiziert zu blieben, erhält der Staat Zusatzeinnahmen von insgesamt etwa 60 Mrd. Euro. Eine ein Jahr schnellere wirtschaftliche Integration ist mit Zusatzeinnahmen von etwa zehn Mrd. Euro verbunden. Die Nachhaltigkeit der öffentlichen Haushalte verbessert sich, wenn die Geflüchteten im Mittel innerhalb von zehn Jahren die fiskalische Leistungsfähigkeit von beruflich qualifizierten Einheimischen erreichen und der Integrationsprozess bis dahin nicht viel mehr als zehn Jahre dauert. Wirksame soziale Investitionen in die Qualifizierung und Integration geflüchteter Menschen lohnen sich also.

Misslingt die Integration, könnten auf die Bürgerinnen und Bürger spürbare finanzielle Belastungen zukommen. Im ungünstigsten Integrationsszenario fiele Pro-Kopf eine Zusatzbelastung von 86 Euro pro Jahr an. Ein Betrag, der beherrschbar erscheint angesichts des Zusatzbeitrags von 1.154 Euro, der sich für die Einheimischen schon jetzt pro Jahr rechnerisch aus der bestehenden öffentlichen Verschuldung und dem künftigen demografischen Alterungsprozess ergibt.

Ziel der Studie war es, die Folgen der aktuellen humanitären Zuwanderung nach Deutschland für die Nachhaltigkeit der öffentlichen Haushalte zu ermitteln. Dazu hat Prof. Bonin mit dem vom ZEW entwickelten Instrument der Generationenbilanzierung ein Spektrum an drei möglichen Budgetentwicklungen simuliert, wobei die Dauer bis zur ökonomischen Integration und die am Arbeitsmarkt verwerteten beruflichen Qualifikationen als aktiv gestaltbare Größen im Fokus stehen.
 

Studien-Autor Holger Bonin ist Leiter des Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und lehrt als Professor für Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung an der Universität Kassel. Als angewandter empirischer Forscher beschäftigt er sich bevorzugt mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen demografischer Veränderungen, der Fachkräftesicherung, der Integration schutzbedürftiger Gruppen am Arbeitsmarkt, sowie der Wirksamkeit der deutschen Arbeitsmarkt- und Familienpolitik.

Das böll.brief – Teilhabegesellschaft bietet Analysen, Hintergründe und programmatische Impulse zu Fragen der sozialen Teilhabe und der Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Ein besonderer Fokus liegt auf den Politikfeldern Bildung & Hochschule, Sozialpolitik, Migration & Diversity. Das böll.brief der Abteilung Politische Bildung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung erscheint als E-Paper neun mal im Jahr im Wechsel zu den Themen «Teilhabegesellschaft», «Grüne Ordnungspolitik» und «Demokratiereform».

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Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
April 2016
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung e.V.
Seitenzahl
16
Inhaltsverzeichnis
  • Zusammenfassung 3
  • Einleitung 4
  • Methode: Generationenbilanzierung 4
  • Benchmark: Entwicklung ohne Zuwanderung 5
  • Bevölkerungsszenario: Eine Million geflüchtete Menschen 7
  • Faktoren hinter der fiskalischen Nettobilanz der humanitären Zuwanderung 8
  • Humanitäre Zuwanderung und Primärsalden der öffentlichen Haushalte 9
  • Humanitäre Zuwanderung und fiskalische Nachhaltigkeit 12
  • Fazit 14
  • Empfehlungen 15
  • Impressum 16
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