Übersicht & Vernetzungsangebot

Migrantische Selbstorganisierung in Ostdeutschland

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Übersicht migrantischer Verbände und Netzwerke in Ostdeutschland

Schwarze und People of Color fallen in der weiß-deutschen Mehrheitsgesellschaft am meisten auf und doch sind es marginalisierte Stimmen, die am wenigsten Gehör finden.
Als zum 30-jährigen Mauerfalljubiläum wieder viel über die DDR, Nachwendedeutschland und den Osten diskutiert wurde, kamen die Perspektiven und Erfahrungen von BIPoC und Migrant*innen oftmals zu kurz. Dabei ist auch Ostdeutschland eine Migrationsgesellschaft.

Jedes ostdeutsche Bundesland verfügt über einen Dachverband oder ein Netzwerk von Migrantenorganisationen. Migrantenorganisationen sollen Migrant*innen und Menschen mit internationaler Biografie politische, soziale und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und vertreten diese gegenüber der Mehrheitsgesellschaft. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der größten migrantischen Verbände und Netzwerke in den jeweiligen ostdeutschen Bundesländern.

Dachverband Migrantenorganisationen in Ostdeutschland

DaMOst vereint seit 2018 alle Landesverbände bzw. Landesnetzwerke der Migrant*innenorganisationen in den ostdeutschen Bundesländern und ist somit sozusagen der Dachverband der Dachverbände. Aufgabe ist es, die ostdeutschen Belange auf Bundesebene politisch zu repräsentieren. Die Ziele von DaMOst beinhalten die Ermöglichung der Teilhabe von Migrant*innen an demokratischen Entscheidungs-prozessen, Interessenvertretung, Stärkung der politischen Partizipation und des gesellschaftlichen Engagements von Migrant*innen und der Kompetenzen der Verbände, Vernetzung und der Einsatz für eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Die Landesgemeinschaften der Migrantenräte und Ausländerbeiräte der neuen Bundesländer tauschen sich seit 1997 aus, wobei fehlende Finanzierung eine Vernetzung verhinderte.

Bundesweit agierende Vereine mit ostdeutschen Niederlasssungen

Dachverband der Migrantinnenorganisationen DaMigra e.V.

DaMigra ist ein bundesweit herkunftsunabhängiger Dachverband von Migrantinnen*organisationen und bezeichnet sich als „frauen*spezifisch“. Das zentrale Ziel ist das Empowerment von Migrantinnen bezüglich gleichberechtigter politischer, sozialer, beruflicher sowie kultureller Teilhabe. Aktuelle Projekte fördern das Selbstbestimmungsrecht oder tragen zur Erleichterung des Alltags für in Deutschland angekommene geflüchtete Frauen bei. DaMigra bündelt 71 Migrantinnenorganisationen. Der Dachverband sitzt in Berlin, hat aber Zweigstellen in Leipzig, Halle, Erfurt und Stralsund.

ISD – Initiative für Schwarze Menschen in Deutschland

ISD ist die Interessenvertretung Schwarzer Menschen in Deutschland. Der Verein bekämpft rassistische Diskriminierung, leistet und fordert Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte, bietet Räume und Aktivitäten für Schwarze Kinder- und Jugendliche und fördert politische, Schwarze Projekte. ISD hat seinen Hauptsitz in Berlin, agiert aber bundesweit in Ortsgruppen. In Ostdeutschland finden sich Gruppen in Jena, Halle, Dresden und Leipzig.

Mecklenburg-Vorpommern

Netzwerk der MigrantInnenselbstorganisationen (MSO) in Mecklenburg-Vorpommern (Migranet MV)

Das Migranet MV setzt sich für die politischen und gesellschaftlichen Teilhabe von Migrant*innen und die Förderung von migrantischer Selbstorganisierung ein. Seine Ziele beinhalten politische Partizipation, Mitgestaltung, Vernetzung und Interessenvertretung. Das Netzwerk besteht seit 2009 und bündelt mehr als 60 Vereine.

Diên Hông — Gemeinsam unter einem Dach e.V. Rostock

Diên Hông — Gemeinsam unter einem Dach e.V. Rostock wurde 1992, zwei Monate nach den rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen, von Vietnames*innen und Rostocker*innen gegründet. Der Verein setzt einen Fokus auf Sprachmittlungsleistungen und interkulturelle Bildung. Die Angebote stehen Zugewanderten jeglicher Herkunftsländer zur Verfügung, wobei ein besonderer Bezug zum Land Vietnam besteht.

Sachsen

Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen e.V.

Der DSM hat zwei Hauptaufgaben: die politische Vertretung internationaler Biografien auf Landesebene sowie das Agieren als verlässlicher Ansprechpartner für die Politik. Derzeit sind 39 Vereine Mitglied im DSM. Mit der Gründung 2017 ist der DSM laut Vorsitzendem Emiliano Chaimite der jüngste ostdeutsche Dachverband. Der Gründung ging eine lange Vorbereitungsphase voraus, die mit fehlender politischer Bildung von Migrant*innen sowie durch mangelnde Anerkennung und Unterstützung durch Politik und Gesellschaft zu begründen sei.

Verband binationaler Familien und Partnerschaften e. V. Leipzig

Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften e. V. versteht sich als Interessenvertretung transnationaler und -kultureller Familien und Partnerschaften und agiert als Mittler zwischen Migrations- und Mehrheitsgesellschaft. Das Angebot des Vereins umfasst di Unterstützung von Migrant*innen sowie rassismuskritische und diversitätsorientierte Sensibilisierung.

Sachsen-Anhalt

Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V.

LAMSA möchte einen Beitrag zur nachhaltigen Förderung der Integration von Migrant*innen in Sachsen-Anhalt leisten. LAMSA besteht seit 2008. Derzeit sind 107 Vereine sowie Einzelpersonen Mitglied.

unSichtbar - Netzwerk für Women of Colour Magdeburg

Das Netzwerk für Women of Colour in Magdeburg setzt sich dafür ein, „Schwarzen, Afrodeutschen oder Women* of Color“ einen Raum zum Empowerment zu geben und sich gegen Rassismus einzusetzen.

Brandenburg

Netzwerk Migrantenorganisationen Brandenburg e.V.

NeMiB e.V. vertritt die Perspektiven und Interessen von Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung auf politischer Ebene und setzt sich für offenes, vielfältiges und solidarisches Brandenburg, ohne Rassismus, Diskriminierung und für globale Gerechtigkeit ein. NeMiB e.V. besteht seit 2016 und bündelt neun Vereine.

Thüringen

Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen in Thüringen e.V.

Migranetz setzt sich für die Förderung kultureller Vielfalt, Überwindung sozialer Grenzen und die Verständigung zwischen Länder des globalen Südens und Deutschland ein. Ziele sind die Verbesserung der Lebenssituation von Zugewanderten. Migranetz besteht seit 2015 und bündelt 27 Vereine.

Weiteres

Neben eingetragenen Vereinen oder Integrations- bzw. Ausländerbeiräten gibt es weitere Formen der (post)-migantischen Selbstorganisation, wie zum Beispiel Hochschul- oder Telegramgruppen.

Nhi Le arbeitet als freie Journalistin, Speakerin und Moderatorin. Ihre Schwerpunkte sind Feminismus, Antirassismus und Medienkultur. In den Diskussionen rund um die ostdeutschen Landtagswahlen und dem 30-jährigen Mauerfallsjubiläum 2019 wurde sie zu einer der prominentesten Stimmen für die Themen Rassismus in Ostdeutschland sowie Viet-Deutsche Geschichte im Osten. Von der ZEIT wurde sie als eine der „100 wichtigsten jungen Ostdeutschen“ bezeichnet und forderte in dem Zusammenhang mehr Acht- und Aufmerksamkeit für BIPoC und Menschen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland.

Für Heimatkunde hat sie diese Übersicht migrantischer Vereine und Akteur*innen zusammmengestellt, die in Ostdeutschland ansässig sind und als Expert*innen agieren.