Auszug aus dem Werk
H e i m a t , l e t z t e r V e r s u c h
Bin ich in der fernen Fremde
wo mir nichts vertraut
wo die Stadt mit Desinteresse
auf mich nieder schaut
wo ich durch die Strassen gehe
und nicht weiß wohin?
wo kein Baum mir sagen möchte
daβ ich wichtig bin...,
wo wenn ich ein Buch ergreife
und es lesen will
keine Zeile sich mir öffnet
Worte schweigen still
wo wenn ich den Mund auftue
um mich zu erklären
Nomen, Verben, Adjektive
sich dagegen wehren...,
wo wenn ich den Raum betrete
das Gespräch verstummt
und wenn ich nach Schlaf mich sehne
leise etwas summt
und wann immer ich auch komme
es ist schon passiert
und ganz gleich wo ich mich setzte
ich bin falsch platziert...,
wo mich in der Menschenmenge
kein Gesicht erkennt
und den ich zu kennen glaubte
eilig weiter rennt
wo die Uhr wenn ich sie frage
immer sagt zu spät!
wo der Weg den ich begehe
meinen Schritt verschmäht...,
Heimat heiβt: die Sprache fühlen
nicht nur sie verstehen
Heimat heiβt: vertraute Wege
kennend zu begehen
Heimat heiβt: Erinnerungen
Akten meiner selbst
Strassen, Häuser, Bäume, Menschen
Akten meiner selbst
Heimat : das ist keine Hymne
keine Hand auf’s Herz
keine Eide, ew’ge Bünde
schwör ich himmelwärts
steht der eigne Volkscharakter
einem nicht sehr nah
ist er doch vertraut, vor allem
ist er einschätzbar.....,
Heimat heiβt : erkannt zu werden
auch wenn man nicht will
Heimat heiβt: dazugehören
lauthals oder still
Heimat : das kann überall sein
da und hier und dort
und wo immer Du auch sein wirst
ist mein Heimatort...,
...wird die Heimat Dir zur Fremde:
geh ich mit dir fort.
Aus "Heimat, bittersüße Heimat" , Epilog
Lara-Sophie Milagro
Über die Autorin
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„Ich denke, ich werde sicherlich nie aufhören zu schreiben”
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