Fast eine Million Geflüchtete, die über das Jahr 2015 verteilt nach Deutschland kamen, trafen auf Kommunen, die größtenteils darauf nicht vorbereitet waren. Die Unterbringung und Betreuung dieser Menschen wären ohne die vielen freiwilligen Helfer/innengruppen, die sich spontan gebildet haben, nicht möglich gewesen. Die Freiwilligen richteten über Nacht Notunterkünfte her, machten einen Crashkurs in effizienter Selbstorganisation, organisierten Kleiderkammern, Feste, Deutschkurse und Mentoringprogramme. Sie halfen den Kommunen aus der Patsche, die nicht für solche Notfälle gerüstet waren. Viele Kommunen öffneten sich ihrerseits für unkonventionelle Lösungen und kooperierten mit der neuen Engagementkultur.
Heute sind die Freiwilligen in der Flüchtlingshilfe nicht nur wesentliche Mittler/innen und Begleiter/innen der Geflüchteten bei der Integration in die Gesellschaft - sie begründen auch eine neue Qualität des zivilgesellschaftlichen Engagements in Kommunen. Für die Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements stellen sich damit viele Fragen: Welcher Logik folgt dieses Engagement? Ist es eine vorübergehende Erscheinung oder wird es bleiben? Was können und wollen Städte und Gemeinden dazu beitragen, um diese Bereitschaft zum Handeln als Ressource zu erhalten und die freiwilligen Helfer/innen vor dem Burnout zu bewahren? Was sollten Kommunen für ihre normalen Abläufe aus der Kooperation lernen? Zeichnet sich nach der Erfahrung des Sommers 2015 eine neue Aufgabenteilung zwischen Politik, Verwaltung und Gesellschaft in Bezug auf Integration ab? Wie verändern sich die Verhältnisse zwischen den neuen Ehrenamtlichen und etablierten zivilgesellschaftlichen Akteur/innen?
Unsere Gäste:
- Diana Henniges, Netzwerk „Moabit hilft“, Berlin
- Gereon Schomacher, Referent Ehrenamt, Malteser Berlin
- N.N., Best-practice Kommune Bayern
- Rudolf Speth, Politikwissenschaftler, Co-Autor der Studie: „Zivilgesellschaftliche Akteure und die Betreuung geflüchteter Menschen in deutschen Kommunen“
Moderation: Sabine Drewes, Heinrich-Böll-Stiftung
Artikel zum Thema: Rudolf Speth, "Die Zivilgesellschaft im Wandel"
Samstag, 25. Juni 2016, Heinrich-Böll-Stiftung, 11.00 – 13.00 Uhr.
Der Workshop ist Teil des Kongresses "Flucht und Migration: Wie schaffen wir Integration?" der Heinrich Böll Stiftung (24./25.06).