Ist das Anerkennungsgesetz ein Verkennungsgesetz? Der umkämpfte Wert ausländischer Berufsqualifikationen in Deutschland

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Was heißt »ausländisch«? Was heißt »Berufsqualifikation«?

Mit diesen Fragen fängt das Nachdenken über den Zusammenhang von Anerkennung und Verkennung an. Eine »ausländische Berufsqualifikation« lässt sich in gewisser Hinsicht mit einer »ausländischen Währung« vergleichen. Je weniger bekannt ihr Wert ist, desto weniger können die Besitzer_innen damit auf deutschen Märkten Tauschgeschäfte machen. Im Anschluss an Bourdieu spreche ich deshalb auch von symbolischen Kämpfen um den Wert oder Wechselkurs des institutionalisierten kulturellen Kapitals.

Im April 2012 trat auf Bundesebene das Gesetzespaket »zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen«, auch »Anerkennungsgesetz« genannt, in Kraft. Damit wurde das Ziel verfolgt, die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen in Deutschland zu vereinfachen und einen Rechtsanspruch auf Überprüfung der »Gleichwertigkeit« eines ausländischen Abschlusses mit einer deutschen Referenzqualifikation einzuführen. 3,2 Millionen Menschen in Deutschland haben Schätzungen zufolge ihre höchste Qualifikation im Ausland erworben. Erst mit dem »Anerkennungsgesetz« wurde die staatliche Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen in Deutschland berufs- und bundesländerübergreifend zählbar gemacht.

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Juli 2014
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung
Seitenzahl
36
Inhaltsverzeichnis
  • Ist das Anerkennungsgesetz ein Verkennungsgesetz? Der umkämpfte Wert ausländischer Berufsqualifikationen in Deutschland
  • Was ist eine ausländische Berufsqualifikation?
  • Der Staat und die Anerkennung von Qualifikationen
  • Zählbare Anerkennung: Die amtliche Statistik 2012
  • Unzählbare Verkennung: Typische Selektionsmechanismen
  • Schlussfolgerungen
  • Literatur und Quellen

Über die Autorin:

Ilka Sommer, Jg. 1979, geboren in Essen, studierte Sozialwissenschaften in Düsseldorf, Freiburg, Durban und Neu Delhi. Nach ihrem Abschluss mit dem Master of Arts im Jahr 2006 war sie mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Prognos AG in Basel und Berlin tätig. Seit 2011 promoviert sie im Fach Soziologie an der HU Berlin über die institutionelle Bewertung ausländischer Berufsqualifikationen in Deutschland, betreut von Boike Rehbein und Anja Weiß. Sie wird durch ein Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert. Ihre Arbeits- und Interessensschwerpunkte sind (globale) sozialen Ungleichheiten, Macht- und Herrschaftssoziologie, Wissenschaft-Politik-Praxis-Relationen sowie die empirische Bildungs-, Familien- und Geschlechterforschung. 

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