Alternative Wohnformen für ältere MigrantInnen und PendlerInnen - Das Modellprojekt „Pro Wohnen"

von Nese Özçelik

Die Zahl der älteren MigrantInnen in Deutschland wächst stetig und wird dies in den kommenden Jahren in noch größerem Maße tun. Das „Deutsche Institut für Urbanistik“ etwa bezieht sich aktuell auf Schätzungen, in denen davon ausgegangen wird, dass die Zahl der über 60jährigen MigrantInnen von heute einer Million bis 2030 auf ca. 2,8 Millionen ansteigen wird. Der demografische Wandel stellt somit eine große Herausforderung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik dar, auch in Oberhausen.

Das Projekt „Pro Wohnen – internationales Wohnen in Oberhausen-Tackenberg“ wurde in einer Siedlung aus den 50er Jahren mit dem typischen Erscheinungsbild einer zwei- bis dreigeschossigen Zeilenbebauung in aufgelockerter Gliederung realisiert. Die Wohnungen gehörten zum sozialen Wohnungsbau, für den Fördermittel des Kohlebergbaus vorrangig zur Wohnungsversorgung von Bergarbeitern verwendet wurden. Aus Kostengründen erstellte man die Siedlung in flächensparender Bauweise und in einfachem Standard bezogen auf Wohnungsgrößen und Ausstattung. Es wurden ausschließlich Zwei- bis Dreiraumwohnungen in der Größe von 43 bis 58 Quadratmetern errichtet. Durch rationelle Grundrissaufteilung sowie durch Kammern im Dachgeschoss, die ergänzend genutzt werden konnten, waren die Wohnungen bei beengten Wohnverhältnissen auch für Familien mit ein oder zwei Kindern nutzbar.

Im Siedlungskern hat sich inzwischen ein kleiner Versorgungsbereich mit türkischen Läden herausgebildet, die den täglichen Bedarf des Nahbereiches abdecken. Hier befindet sich auch eine Moschee, die Ende der 90er Jahre auf dem Grundstück eines Supermarktes errichtet wurde. Heute leben im Projektgebiet 1.622 Menschen in 577 Haushalten. Es sind vorwiegend EinwohnerInnen mit niedrigem Einkommen, die das allgemein kostengünstige Wohnungsangebot nutzen. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Plangebiet beträgt 63,5 Prozent.

Die Unterstützung und Versorgung älterer MigrantInnen erhält eine wachsende Bedeutung. Viele MigrantInnen, die in den 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland kamen, um hier zu arbeiten, sind älter geworden und treten nun in den Ruhestand. Um auch sie bis ins hohe Alter bei einer selbstständigen Lebensführung unterstützen zu können, ist es notwendig, dass sie wissen, welche Versorgungsmöglichkeiten und Dienstleistungsangebote vorhanden sind und wo und wie sie entsprechende Informationen abrufen können.

Nicht nur unter den ehemaligen türkischen GastarbeiterInnen, sondern auch in anderen Zuwanderergruppen befinden sich alte und kranke Menschen, die unter anderem aufgrund ihrer schlechten Deutschkenntnisse Informationsdefizite über das Gesundheits- und Pflegesystem haben. Diese Zuwanderergruppen könnten nach Beseitigung der Wissenslücken eine präventive Gesundheitsvorsorge und vermehrt professionelle Hilfen in Anspruch nehmen. Hier besteht die vordringliche Aufgabe darin, die zugehende muttersprachliche Information und Beratung zu verbessern.

Um die gesellschaftliche Teilhabe von älteren MigrantInnen zu fördern und sie in die Gestaltung ihrer Umwelt einzubeziehen, sind niedrigschwellige, kultursensible Beteiligungsangebote und Strategien nötig, wie zum Beispiel die Einrichtung von Kommunikations- und Begegnungsorten, die Unterstützung ethnischer Selbstorganisationen oder die Förderung von Nachbarschaften.

MigrantInnen sind an den sozialen und baulichen Maßnahmen und am Stadtteilgeschehen oft nur marginal beteiligt. Es mangelt an Erfahrungen mit geeigneten Beteiligungsmöglichkeiten und -formen. Sprachliche und kulturelle Barrieren tragen dazu bei, dass MigrantInnen sich in ihre ethnischen Bezüge zurückziehen und für andere Anlässe nur schwer zu aktivieren sind.

Ältere MigrantInnen leben zum Teil in Mehrgenerationenhaushalten, aber immer häufiger auch in Ein-Personen-Haushalten. Die Ursache hierfür ist oft migrationsbedingt, das heißt der Ehepartner/ die Ehepartnerin ist verstorben, die Kinder leben alleine und die Restfamilie ist nicht nach Deutschland nachgezogen. Diese Menschen leben häufig unter schlechten Wohnbedingungen und zahlen hohe Mieten. Viele von ihnen verfügen über Eigentum im Herkunftsland, pflegen den Kontakt zu Familienangehörigen in der Heimat und pendeln zwischen ehemaliger Heimat und Deutschland. Deutlich wird im Rahmen bislang durchgeführter Stadtteilanalysen, dass die Wohnsituation der älteren MigrantInnen insgesamt ungünstig ist. Eine adäquate Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit in der Wohnung ist daher eher schwierig.

Die Zunahme gesundheitlicher Beeinträchtigungen im Alter und die damit verbundene Einschränkung der Mobilität sowie die Reduzierung des Aktionsradius führen dazu, dass Wohnung und Wohnumfeld eine höhere Bedeutung im Alter gewinnen. Langjährige räumliche und soziale Bindungen an die Wohngebiete können wichtige Hilfsquellen sein, die wiederum entscheidend für die Aufrechterhaltung einer Selbstversorgung im Alter sein können.

Wohnen im Alter

Die Stadt Oberhausen konnte in Kooperation mit der WohnBund-Beratung NRW über das Bundesmodellprogramm „ExWoSt - Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ von 2007 bis 2011 ein Projekt für „familien- und altengerechtes Wohnen im Quartier“, das Projekt „Pro Wohnen – Internationales Wohnen in Oberhausen-Tackenberg“ umsetzen. In der Projektlaufzeit konnte der Gemeinschaftsraum sowie vier Appartements und zwei Wohngemeinschaften realisiert werden. Innerhalb dieser Zeit konnte das Thema „Leben im Alter“ mit seinen zahlreichen Facetten, wie zum Beispiel Wohnen im Alter, Pflege und Gesundheit an die älteren MigrantInnen vermittelt werden. Allein die im Gemeinschaftsraum angesiedelte Anlaufstelle wurde in der ersten Hälfte des Jahres 2011 ca. 50 Mal von Menschen aus der Siedlung frequentiert, um sich über vorhandene Beratungs- und Dienstleistungsangebote zu informieren. Diese Anlaufstelle entwickelt sich immer mehr als Wegweiser für ältere MigrantInnen aus der ganzen Stadt.

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Abbildung 1: Module des Projektes „Pro Wohnen“

Die Unterbringung in Alten- oder Pflegeheime ist im südländischen Kulturkreis keine verbreitete Alternative für die Versorgung im Alter. Der „Generationenvertrag“ – Kinder pflegen ihre Eltern – hat zwar immer noch seine Berechtigung, aber diese Versorgungsform ist in Deutschland perspektivisch nicht mehr umzusetzen. Die räumlichen Bedingungen und die Berufstätigkeit der Angehörigen erschweren die Versorgung der älteren MigrantInnen.

Zudem hat sich mit dem Erreichen des Rentenalters auch eine neue Lebensform im Alter entwickelt: das Pendeln zwischen den beiden Heimatländern. Diese Gruppe der älteren MigrantInnen, die PendlerInnen (nicht nur begrenzt auf türkische MigrantInnen), verbringen mehrere Monate im Jahr in ihren Herkunftsländern. „Pro Wohnen“ hat ein innovatives Wohn- und Versorgungsangebot für ältere MigrantInnen und PendlerInnen im Quartier geschaffen.

Modell für Bestandswohnungen

Mit „Pro Wohnen – Internationales Wohnen in Oberhausen-Tackenberg“ konnten barrierearme und bedarfsgerechte Wohnangebote für ältere MigrantInnen und PendlerInnen in einem altersgemischten kommunalen Wohnungsbestand aus den 90er Jahren geschaffen werden. Ziel war es, den älteren MigrantInnen ein kontinuierliches Wohnen in der Nachbarschaft mit ihren Familien und ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu bieten. Für die oft seit Jahrzehnten in Tackenberg lebenden MigrantInnen entstand zudem ein Angebot, die bestehenden, präventiven (gesamtstädtisch vorhandenen) Gesundheits- und Unterstützungsangebote im Stadtteil abzurufen und vorhandene Netzwerkstrukturen im Alter zu nutzen.

Die Ansprüche der älteren MigrantInnen beziehungsweise PendlerInnen an bauliche Ausstattung sind im Vergleich zu deutschen SeniorInnen nicht sehr hoch. Das Thema Barrierefreiheit in der Wohnung nimmt keinen besonders hohen Stellenwert ein bei der Entscheidung für eine neue Wohnung. Ältere MigrantInnen nehmen Einschränkungen, wie zum Beispiel Kohleheizung, Stufen, kleine Bäder eher in Kauf, um kostengünstigen Wohnraum und eine funktionierende Nachbarschaft zu erhalten.

Nach regem Austausch mit potentiellen MieterInnen im Rahmen von Workshops wurde die Planung von kleinen Appartements und Wohngemeinschaften entwickelt. Die Planung der Altenwohnungen sah separate Küchen und kleine, bezahlbare Wohnungen vor. Da die Gruppe der beteiligten älteren MigrantInnen nur über niedrige Renten (zischen 600,- und 1000,- EUR) verfügt, war die Miethöhe nur über die Wohnungsgrößen zu regulieren. Die Miete pro Quadratmeter beträgt für diese Wohnungen ca. 5,20 EUR.

Kleine, bezahlbare Appartements

Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss konnten jeweils aus einer 96-Quadratmeter-Wohnung zwei kleine Appartements entwickelt werden. Obwohl aus architektonischer Sicht der Zuschnitt der Wohnungen nicht optimal ist (Durchgangszimmer), waren diese für die älteren MigrantInnen attraktiver, weil hier auf 34 Quadratmetern eine separate Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer vorzufinden sind. Die Miete für diese Wohnung beträgt 258 EUR inclusive Nebenkosten.

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Abbildung 2: Grundrisse der 34 qm und 46 qm Wohnungen von „Pro Wohnen“

Das zweite Wohnmodell besteht aus einer großen Wohnküche und Schlafzimmer sowie einem Balkon. Die Wohnungsgröße beträgt 46 Quadratmeter und die Miete 331 EUR inclusive Nebenkosten. Die Wohnungen konnten in kürzester Zeit an InteressentInnen aus dem Quartier vermietet werden.

Pendlerwohnungen

Im Rahmen des Projektes ist auch das Modell der Wohngemeinschaften entwickelt worden. In einer 96-Quadratmeter-Wohnung werden drei Zimmer vermietet. Wohnzimmer, Küche, Bad und Gästetoiletten stehen zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung. Die Küche sowie das Wohnzimmer sind möbliert, das Bad mit einer Waschmaschine ausgestattet. Die MieterInnen sollen nur die Zimmer einrichten. Geplant wurde dieses Modell für Alleinstehende, mit geringer Rente ausgestattete ältere MigrantInnen oder PendlerInnen. Hier stehen die gegenseitige Unterstützung und die Vermeidung von Vereinsamung im Vordergrund. Die Miete beträgt pro Zimmer 229 EUR inclusive Nebenkosten.

Diese Wohnform ist für MigrantInnen ganz neu. Das Wohnen mit „Fremden“ in einer gemeinsamen Wohnung ist für viele nicht vorstellbar. Die Vorteile werden zwar gesehen, wie zum Beispiel die niedrige Miete, das Gesellige, das gemeinsame Kochen, gemeinsame Unternehmungen, gegenseitige Hilfe im Krankheitsfall, aber den ersten Schritt möchte keiner machen. Würde es MieterInnen in diesen Wohnungen beziehungsweise Zimmern schon geben, hätten sich die Erfahrungen in der Nachbarschaft, Verwandtschaft und unter den MigrantInnen herumgesprochen. Da aber diese Erkenntnisse noch nicht existieren, muss verstärkt Pionierarbeit geleistet werden, um das Modell gemeinschaftlichen Wohnens für ältere MigrantInnen zu etablieren.

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Abbildung 3: Grundriss Wohngemeinschaft „Pro Wohnen“

Anlaufstelle und flankierende Dienstleistungen

Das Konzept von „Pro Wohnen“ ist nicht nur baulich ausgerichtet, bedeutende Aspekte sind zudem auch die Anlaufstelle vor Ort und das Angebot flankierender Dienstleistungen für die MieterInnen. Zu den Bestandteilen des Dienstleistungspaketes gehören die Reinigung des Treppenhauses und der Gemeinschaftsflächen in den Wohngemeinschaften, die Leerung der Postkästen sowie die Anlaufstelle für Beratung und Information. Für diese Leistungen wird eine Servicepauschale von 30 EUR pro Wohneinheit erhoben.

„Pro Wohnen“ bietet einen Gemeinschaftsraum, der offen ist für die BewohnerInnen des Wohnungsbestandes sowie für die Nachbarschaft und BewohnerInnen des Stadtteils Tackenberg. Durch einen barrierefreien Zugang ist der Informations-, Beratungs- und Treffpunkt für BesucherInnen gut und direkt erreichbar. Sie können sich dort mit anderen SeniorInnen treffen, unterhalten, Veranstaltungen besuchen oder Beratungsdienste von KooperationspartnerInnen in Anspruch nehmen.

Der Gemeinschaftsraum ist mit einer Küche und Räumen für Beratung und Veranstaltungen ausgestattet. Ein Büro für Serviceleistungen und niedrigschwellige Beratungsangebote bietet den MieterInnen wichtige Dienstleistungen, auf Wunsch auch in Abwesenheit der PendlerIInnen. Das können Postempfang, Rentenangelegenheiten oder Behördengänge sein. Auch werden geeignete KooperationspartnerInnen in die Angebotspalette von „Pro Wohnen“ integriert. Dazu gehört zum Beispiel qualifizierte kultursensible PflegeanbieterInnen, MitarbeiterInnen von Krankenkassen, ÄrztInnen, die etwa über gesundheitliche Vorsorge, Pflegegeld und Patientenvorsorge aufklären.

Diese Angebote im Gemeinschaftsraum sind äußerst effektiv, da die Gruppe der älteren MigrantInnen hier sehr schnell über die aufgebauten Netzwerkstrukturen erreicht wird. Die intensiven Kontakte der Anlaufstelle zu Angehörigen der älteren MigrantInnen oder zu Migrantenselbstorganisationen gewährleistet, dass wichtige Informationen hier schneller und effizienter unter den älteren MigrantInnen verbreitet werden als durch herkömmliche Informationsmedien.

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Abbildung 4: Veranstaltungen und Aktivitäten im Gemeinschaftsraum von „Pro Wohnen“

Mit „Pro Wohnen“ entstanden neue Ideen für eine kulturspezifische Versorgungs- und Infrastruktur in Tackenberg. Die MitarbeiterInnen der Anlaufstelle haben dabei eine wichtige Rolle übernommen. Durch ihre Tätigkeit in verschiedenen Gremien und Vereinen in der Stadt verfügen sie über einen hohen Bekanntheitsgrad und viele Kontakte. Sie sind als Gesundheitsmediatorinnen geschult und können das Thema Prävention und Gesundheitsvorsorge selbst aktiv besetzen. Sie greifen Bedarfe/ Anregungen auf, vermitteln diese an zuständige KooperationspartnerInnen oder versuchen Lösungsansätze direkt vor Ort anzubieten. Dazu zählen auch die Aktivierung von Selbsthilfepotentialen und der Aufbau von Ehrenamtsstrukturen.

„Pro Wohnen“ als Chance für Struktur- und Wirtschaftsentwicklung

In Zusammenarbeit mit den AkteurInnen im Quartier (örtliche Moschee, Kirchengemeinden, Schulen, Kindergärten, Vereine) konnte durch „Pro Wohnen“ die kultursensible Seniorenarbeit intensiviert werden. MitarbeiterInnen von Sozialstationen, mobilen Diensten, Krankenkassen sowie ÄrztInnen konnten für Beratungen und Informationsveranstaltungen im Gemeinschaftsraum von „Pro Wohnen“ gewonnen werden. Weitere Dienstleistungs- und Unterstützungsangebote wie beispielsweise ein Demenzcafé, Besuchsdienst im Krankheitsfall, Hilfe bei Behördengängen, kultursensibler ambulanter Pflegedienst etablierten sich im Quartier. „Pro Wohnen“ wird immer mehr als „Kontaktstelle“ für ältere MigrantInnen wahrgenommen, so dass neue Dienstleistungsangebote oder Projekte im Quartier die Erfahrungen und Kontakte anfragen und ihre Kooperation anbieten. Von „Pro Wohnen“ gehen somit viele Aktivitäten, Projektideen und Kooperationsansätze für das Quartier aus.

Eine Wohnungsgenossenschaft, die in der räumlichen Nachbarschaft des Projektgebietes größere zusammenhängende Wohnungsbestände besitzt, beabsichtigt die Erfahrungen von „Pro Wohnen“ auf den eigenen Bestand zu übertragen. Die Methoden und Strategien in der Beteiligung von MigrantInnen werden von vielen KooperationspartnerInnen gern abgefragt.

Durch verschiedene Vortragsreihen und Informationsveranstaltungen werden Themen angesprochen, die neue Marktsegmente und Kundengruppen für Unternehmen erkennen lassen. Beispielsweise konnte durch Veranstaltungen zum Thema Wohnberatung das Interesse an Maßnahmen in Bädern der Wohnungen der MigrantInnen gesteigert werden. Ein Sanitätshaus konnte ältere MigrantInnen für seine Produkte und Hilfsmittel interessieren und als potentielle neue KundInnen gewinnen.

Kooperationen als wichtiger Faktor

Präventiv orientierte Informations- und Beratungsangebote für ältere MigrantInnen und die Unterstützung einer generationsübergreifenden Gemeinwesenarbeit sind wichtige Handlungsfelder in denen „Pro Wohnen“ agiert. Versorgungslücken im Quartier werden nach wie vor aus der Perspektive der BewohnerInnen des Quartiers ermittelt und nach Möglichkeiten der Abhilfe gesucht.

Durch die Tätigkeit in „Pro Wohnen“ erfahren die MitarbeiterInnen reges Interesse aus der gesamtstädtischen Ebene, so dass eine aktive Teilhabe im Integrationsrat (legitimiert durch Wahlen) und in der jeweiligen Bezirksvertretung entstanden ist. Das Thema „Ältere MigrantInnen“ konnte in den entsprechenden Gremien thematisiert werden und gewinnt dadurch auch im politischen Raum immer mehr an Bedeutung.

Die Angebote in der Anlaufstelle von „Pro Wohnen“ konnten durch die Zusammenarbeit mit Netzwerken beziehungsweise Partnerorganisationen (örtliche Moschee, Kirchengemeinden, Netzwerk Tackenberg als Verbund von Stadtteilakteuren, Stadt Oberhausen u.a.m.) aufgebaut und intensiviert werden. Erkenntnisse, Erfahrungen, Kontakte zum Thema „Ältere MigrantInnen“ werden in diesem Kontext ausgetauscht und gemeinsame Vorgehensweisen weiter entwickelt. Durch die Brücken- und Scharnierfunktion von „Pro Wohnen“ - seit 2010 als eingetragener Verein tätig - konnten auch stadtteilorientierte neue Ansätze von Beteiligungsstrategien umgesetzt werden. Die Erfahrungen und strukturelle Vorgehensweisen sind durchaus auf andere Kommunen mit hohem MigrantInnenanteil übertragbar. „Pro Wohnen“ steht für ein innovatives Wohn- und Dienstleistungsmodell für ältere MigrantInnen und bietet Antworten auf den demografischen Wandel.

Literatur

  • Wohn- und Versorgungsangebote für ältere Menschen in Oberhausen, Studie, WohnBund-Beratung NRW, im Auftrag der Stadt Oberhausen, 2006
  • Wohn- und Versorgungsangebote für ältere Menschen in Oberhausen, Kleinräumige Bedarfs- und Handlungsanalyse, WohnBund-Beratung NRW, im Auftrag der Stadt Oberhausen, 2008
  • Überprüfung der altersspezifischen Infrastruktur für türkische Migrantinnen und Migranten in Oberhausen, Ergebnisbericht, Stadt Oberhausen, 2009
  • Alten- und Pflegeplan 2009 – 2010, Stadt Oberhausen
  • Vorausberechnung der Bevölkerung für die Stadt Oberhausen von 2010 – 2015, Stadt Oberhausen, 2010

 

 

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Nese Özçelik ist Diplom-Ingenieurin. Sie arbeitet seit 1996 bei der Stadt Oberhausen, bis 2006 im Programm „Soziale Stadt“. Seit 2006 leitet sie die Koordinierungsstelle „Leben im Alter“, inzwischen im Büro für Chancengleichheit der Stadt Oberhausen.