Zuhause Zuflucht finden

Ali Alzaeem liest sein Gedicht bei einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung vor

Bei der Rückkehr – eine Wiedergeburt.
An den Zweigen des Olivenbaums leuchtet mein Schatten,
Hinter mir und vor mir – Kindheit,
Ich lache, spiele, renne,
Jede Bewegung blieb offen
Nichts gleicht mir,
außer den Wänden unseres Hauses,
außer der rote Boden unserer Erde.
Ich dachte, ich würde nie zurückkehren,
nie mehr schreiben,
und mich nie mehr an Trümmer Gassen
und enge Eingänge gewöhnen.
Doch ich kehrte zurück,
als wäre ich nie gegangen,
als hätte ich nur ein Jahrzehnt geträumt.
Als wäre kein Schuss gefallen,
als hätten sich die Wellen nie über uns erzürnt.
Niemand kümmerte sich um dieses Jahrzehnt,
Niemand fragte
nach dieser Zeit,
nach den Tagen in der Entfremdung,
die mein Herz ermüdeten.
Alles um mich:
Gespräche,
Bilder, Gesichter, Sehnsucht.
Ich kenne sie alle,
als wäre ich stets bei ihnen gewesen,
nie war ich fort,
nie kannte ich das Elend.
Bei der Rückkehr lernte ich:
Ich war nicht der „Überlebende“,
ich war hier,
jede Ecke kannte mich,
bevor ich mich selbst erkannte.
Unser Haus blieb unverändert,
selbst mein Fingerabdruck an der Wand – noch da.
Und Berlin,
in den Gassen ihrer Zeit
ging ich durch Verzerrung und Fremdheit.
Berlin, das ich einst liebte,
wurde zu einer Station der Unruhe,
der Heimatlosigkeit.
Heute bin ich wirklich zurück,
und meine Seele
aus ihrem Gefängnis befreit.