Schwerpunkt & Konferenz

Zwischen Willkommenskultur und Abschottung

Eine Dekade Flucht und Ankommen in Deutschland

Mehrere Menschen in einer belebten Halle, im Hintergrund ein Schild mit „Welcome to Flensburg!“

Im Sommer 2015 flohen Hunderttausende Menschen aus der Region um Syrien – nicht nur vor Krieg und Verfolgung, sondern auch vor Hunger. Bundeskanzlerin Angela Merkel entschied aus humanitären Gründen, die Grenzen nach Deutschland nicht zu schließen. Pragmatismus, Improvisation und breites Engagement aus Zivilgesellschaft und Politik prägten die Bilder an Bahnhöfen und Ankunftsorten. Getragen von einer offenen, solidarischen Gesellschaft ging der Begriff der deutschen „Willkommenskultur“ um die Welt. Mit dem Satz „Wir schaffen das“ sprach die Kanzlerin der Bevölkerung ihr Vertrauen aus – und erkannte zugleich die kurz-, mittel- und langfristigen Herausforderungen.

Zahlreiche Kommunen und Städte engagierten sich, um Geflüchtete aufzunehmen, Unterbringung zu organisieren und Teilhabe zu ermöglichen. Gleichzeitig stießen viele an ihre Kapazitätsgrenzen und mussten improvisieren. Zehntausende Bürger*innen nahmen Schutzsuchende privat auf. Trotz dieser breiten Unterstützung nutzten rechtspopulistische Bewegungen die Situation für eine nationalistische und migrationsfeindliche Agenda. Politische und gesellschaftliche Auseinandersetzungen über Obergrenzen, Sicherheits- und Abwehrpolitik nahmen zu. Rassistische Gewalt und Angriffe auf Unterkünfte stiegen deutlich an.

Im Rückblick auf 2015–2025 treten zwei flüchtlingspolitische Zäsuren besonders hervor: die Aufnahme syrischer Schutzsuchender ab 2015 und ukrainischer Geflüchteter ab 2022. Beide bieten wichtige Vergleichspunkte für politische, gesellschaftliche und institutionelle Reaktionen – und werfen Fragen auf, wie Flucht- und Integrationspolitik in Zukunft gestaltet werden kann, in Zeiten knapper Ressourcen und verschärfter Zugänge. 

Die Heinrich-Böll-Stiftung und das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) laden am 21. Oktober zu einer Fachkonferenz ein, um gemeinsam mit Expert*innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik eine differenzierte Bilanz der vergangenen zehn Jahre zu ziehen und Perspektiven zu entwickeln. Auf dieser Seite finden Sie Informationen zur Konferenz, aktuelle Beiträge und Hintergrundinformationen zum Thema.

Was haben wir geschafft?

Hintergrundbeiträge und Analysen zur Dekade 2015-2025

Wer wirklich die Probleme lösen will, muss dahin gucken, wo bereits gelungene Praxislösungen gefunden wurden. Dort liegt das Wissen, wie Aufnahme gelingen kann und dort wird seit 2015 beharrlich gefordert, was es dafür braucht: finanzielle Verlässlichkeit und politische Rückendeckung – vor allem von der Bundesebene.
Giulia Fellin & Julia Schumann
2015 waren eine Phase ungekannter Blüte der Zivilgesellschaft. Wo die einen die seither weiter aufgebaute „Festung Europa“ nur beklagten, erschufen andere einen wahren Kontinent der praktischen Solidarität im Kleinen. Und diese Entwicklung zieht bis heute ihre Energie auch aus dem historischen Moment von 2015.
Christian Jakob

Konferenz am 21. Oktober 2025

Speaker*innen der Konferenz, u.a.:

  • Prof. Dr. Oliver Junk, ehem. Oberbürgermeister der Stadt Goslar
  • Pegah Edalatian, Politische Bundesgeschäftsführerin Bündnis 90/Die Grünen
  • Prof. Dr. Petra Bendel, FAU Erlangen-Nürnberg
  • Karl Kopp, ProAsyl
  • Nele Allenberg, Deutsches Institut für Menschenrechte
  • Dr. Fessum Ghirmazion, IG Metall
  • Dr. Susanna Kahlefeld MdA, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus Berlin
  • Prof. Dr. Herbert Brücker, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
  • Tülay Zengingül, Kommunales Integrationszentrum Bielefeld
  • Giulia Fellin, From The Sea to the City
  • Emiliano Chaimite, Afropa e.V.
  • Dr. Achim Dercks, Deutsche Industrie- und Handelskammer
  • Stephan Neher, Oberbürgermeister von Rottenburg am Neckar
  • Dr. Noa Ha, DeZIM-Institut

sowie den Poet*innen Ali Alzaeem, Mykhailo Krasilnikov, Mahnaz Jafar, Jamal Abasi, Rojin Namer und Mariia Kaziun von The Poetry Project

Tagesmoderation: Miriam Camara - akoma coaching & consulting

Die Konferenz findet in der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin, statt. Es wird eine Simultandolmetschung ins Englische geben. Hier finden Sie Hinweise zur Barrierefreiheit.

Konferenz im Livestream verfolgen

Zwischen Willkommenskultur und Abschottung - Heinrich-Böll-Stiftung

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Auf der Konferenz erwarten Sie spannende Keynotes, Panels, Fach-Sessions und Poetry Performances sowie Raum für Austausch und Vernetzung.

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