Leseprobe aus dem Lyrikband "Gestohlene Luft" von Yevgeniy Breyger, erschienen 2020 im kookbooks Verlag.
Die folgende Leseprobe ist ein Gedicht aus dem Lyrikband Gestohlene Luft von Yevgeniy Breyger, erschienen 2020 im kookbooks Verlag.
Muttergeist beim Abendmahl
1.
Offen spricht dein Seelentier,
menschlich seine Augenzahl.
Mitten durch die Zellmembran
küsst sich ein geheimer Wind,
trittst du in mein Leben ein.
Wer mir dein Geheimnis nennt,
wird mit Liebe ausradiert.
Sieben freie Jahre lang,
dumme kurze Tage lang
achtsam sein als Todesgott.
2.
Jemand hat dich Hund genannt,
willst du sein Zertreter sein?
Biete mich als Opfer an,
manchmal ist es kalt mit mir,
trügerisch wie Sommerschnee.
Grüße mir das Augenlicht!
Schaue mit dem Nachtgesicht.
Wilde Beeren in der Hand,
giftig für mein Hundeherz,
ungefährlich für den Schwarm.
3.
Lieber krank als ausgehöhlt,
schmeichelhaft wie Pollenflug
fällt ein Blütenblatt ins Gras,
steckt das Grün mit Abschied an.
Lagst du brav im Kinderbett?
Wach weil Schlaf für Dumme ist,
niemals ohne Hochzeitskleid
gütig über Holz geklopft,
weil ich dich nicht teilen kann.
Wasser, das bemuttert wird.
4.
Schichten tierischen Verfalls,
winterlicher Zitteraal,
Osten deiner Nixenhand,
kotverschmierter Muttergeist,
vaterträg beim Abendmahl.
Schmiege dich an Flüsse an,
reibe bis du Flecken siehst
weiter süßer Morgenmensch,
finde mich im Datenmüll
zwischen Wut und Spiegelschrift.