Gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung lud Historiker Jan Plamper zu der Besprechung seines neuen Werkes: „Das neue Wir. Warum Migration dazugehört“ ein. Hier finden Sie den Videomitschnitt der Veranstaltung.
Die Themen Migration und Flucht sowie völkisches Denken und Identitätspolitik rechter Parteien sorgten in den vergangenen Jahren in Deutschland und anderen europäischen Ländern für heftige und kontroverse Auseinandersetzungen. „Wir“ gegen „die Anderen“, die offene Gesellschaft versus ein weiß-eurozentrisches Weltbild – hier geht es um die Deutungshoheit der gesellschaftlichen Realität.
Migration ist Teil der deutschen DNA, Deutschland hat von Migration immer massiv profitiert. Umso erschreckender sind die Widerstände gegen Einwanderung, die das Land historisch und gegenwärtig prägen und das fragile Bekenntnis zur Einwanderungsnation bedrohen. Deutschland hat kein Problem mit Migration - Deutschland hat ein Problem damit, wie es Migration erzählt: In der traditionellen Darstellung der deutschen Nachkriegsgeschichte sind die Perspektiven der verschiedenen Zuwanderungsgruppen unsichtbar geblieben. Ähnlich verhält es sich mit den Migrationserfahrungen derjenigen, die Deutschland vor dem 20. Jahrhundert massenhaft verließen und auf der ganzen Welt Ähnliches erlebten, wie Migrant/innen in Deutschland heute.
Das neue Wir – Warum Migration dazugehört. Eine andere Geschichte der Deutschen - Heinrich-Böll-Stiftung
Direkt auf YouTube ansehenIn seinem Buch „Das neue Wir. Warum Migration dazugehört. Eine andere Geschichte der Deutschen“ schreibt der Historiker Jan Plamper Migrantengruppen in Deutschland in die deutsche Geschichte ein. Er schreibt nicht über „Ströme“ und Zahlen, sondern erzählt von den Menschen, den Dazugekommenen und Alteingesessenen und macht die Stimmen derjenigen, die unser Land seit 1945 wesentlich mitgeprägt haben, hörbar. Er zeigt, dass die Summe ihrer Geschichten die Geschichte der Deutschen ist, denn: „Zusammen sind sie, sind wir das neue Wir“, so der Autor in seinem Buch. Plamper eröffnet somit eine neue Perspektive in der Debatte über das Verständnis von Nation, über eine lebendige Kultur und eine kollektive Identität.
Weshalb hält sich in Deutschland hartnäckig die Narration einer ethnonationalen Identitätspolitik? Welche politischen und sozialen Entwicklungen befeuern heute die „weiß-christlich-europäische“ Identitätspolitik? Auf welche Erfahrungen und Erkenntnisse kann das langjährige Einwanderungsland Deutschland zurückgreifen, um Herausforderungen gegenwärtiger Politik anzugehen? Wie kann der Blick auf die Geschichte das Narrative für die gegenwärtige Gesellschaft verändern, um eine kollektive Identität des „Deutschseins“ zu stärken?
Vortrag und Gespräch mit:
- Prof. Dr. Jan Plamper, Autor und Professor für Geschichte am Goldsmiths College, London
- Prof. Dr. Naika Foroutan, Direktorin des „Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung“ (BIM), Berlin
- Gesprächsleitung: Ferda Ataman, Journalistin, Autorin von "Ich bin von hier. Hört auf zu fragen!“, Berlin