Dossier

Rassismus & Diskriminierung in Deutschland

Mechanismen der Ausgrenzung

Der moderne Rassismus ist kein neues Phänomen, seine Wurzeln reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Auf der Grundlage rassistischer Theorien, Rechtfertigungen und Einstellungen wurden schwere Verbrechen wie Völkermord, Segregation und Diskriminierungen begangen.
Seit dem Holocaust wird Rassismus in Deutschland öffentlich verurteilt und unter Tabu gestellt. Damit ist er aber nicht aus dem Alltag verschwunden. Er tritt nur seltener offen zutage. Er findet sich in tief verankerten Strukturen und er reproduziert sich, ohne von vielen Menschen hinterfragt zu werden.
Seine unterschiedlichen Erscheinungsformen und Argumentationsmuster gründen in ihrem Kern in einer „Ideologie der Ungleichheit“.  Deren Effekt sind Ausgrenzung und Diskriminierung der jeweils „Anderen“: der MigrantInnen und AusländerInnen, Juden oder MuslimInnen usw.

Realitäten der Diskriminierung

Ethnische Diskriminierung kommt zwar in allen Bereichen der Gesellschaft vor, das tatsächliche Ausmaß ist bisher jedoch aufgrund fehlender umfassender Studien nicht ausreichend erforscht. Mit strukturellen Barrieren sind MigrantInnen in öffentlichen Lebensbereichen wie auf dem Wohnungsmarkt, im Gesundheitswesen und insbesondere in Ämtern und Behörden täglich konfrontiert.
Die Hürden im Kampf um Zugangsmöglichkeiten zu deutschen Institutionen, Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen beginnen für MigrantInnen bereits im Kindesalter. Den frühen Benachteiligungen im Bildungsbereich folgen Exklusion bzw. erschwerte Einstiegbedingungen sogar für Hochqualifizierte auf dem Arbeitsmarkt.
Diese schon früh erkennbare Ausgrenzung ist nur Teil eines Kreislaufs, der die demokratische Partizipation von in Deutschland lebenden MigrantInnen strukturell auf lange Zeit verhindert und ein Bild des realen Rassismus in Deutschland zeichnet.

Gegenstrategien

Die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung ruft eine Vielzahl von Menschen, Initiativen und Projekte auf den Plan. Sie verfügen über wertvolle Erfahrungen und Expertise, die aufschlussreiche Informationen über das tatsächliche Ausmaß, die Ursachen und Formen der institutionellen, strukturellen und individuellen Diskriminierung liefern. Sie stehen den Betroffenen zur Seite und entwickeln immer wieder neue Methoden und Strategien, um ihnen zu helfen, sich gegen erlittene Diskriminierungen zu wehren und ggf. auch gerichtlich dagegen vorzugehen.

Neben dieser wertvollen und unverzichtbaren praktischen Antidiskriminierungsarbeit bietet seit einigen Jahren das Allgemeine Gleichbehadlungsgesetz (AGG) den von Diskriminierung Betroffenen rechtlichen Schutz durch das individuelle Klagerecht. Die Hürden jedoch diesen Weg zu gehen, sind für die meisten Betroffenen zu hoch. Doch es gibt auch Menschen, die die Mühen eines langwierigen Prozesses wagen, wie die Reportage in diesem Dossier zeigt.

Wie erfolgreich die praktische Antidiskriminierungsarbeit in Zukunft sein wird, wird auch von ihrer  Unterstützung durch den Staat abhängen. Es bleibt abzuwarten, wie die von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes angekündigte "Offensive" in der Tat umgesetzt wird.