Ein Name ist nicht nur ein Wort – er trägt Erinnerung, Identität und ein versprochenes Morgen. Doch was bleibt, wenn Namen verwaltet, Leben ausgelöscht und Geschichte in Datenbanken entmenschlicht wird? Eine lyrische Spurensuche von Temye Tesfu.
ein name ist nicht nichts
ein name ist etwas. nicht
nichts sondern zumindest ein versprechen
schau. da liegen sie, gebrochen die würde
wahrend trotz antastung
reglos wie die augen
derer die sie betrachten wer bet
rachtet hier eigentlich wen
die gemüter sind roh
wie fleisch
bonitosashimi oder rindertatar
und auch ich kann bald nicht mehr.
wie ich es wagen kann, nicht
mehr
zu können
frage ich noch; noch
kann ich nicht nicht können
ein name ist nicht gischt und
rauch.
ein name ist
doch etwas. nicht nichts sondern erinnerung
an eine vorenthaltene zukunft oder
zumindest den glauben an eine
daseinsberechtigung aber wie das schon
klingt
DaSeInSbErEcHtIgUnG
als bedürfe es eines daseinsberechtigungsscheins
als bräuchte es ein lebenshaltungszulassungspapier
als müsste zunächst eine existenzbefugnis erteilt und
eine entsprechende verordnung erlassen werden, und
so ist es ja auch: gewalt wird verwaltet
ob leben oder
ableben bleibt
für den vorliegenden sachverhalt unerheblich
ein name ist dann nicht
nichts wenn er eingetragen
ist und abrufbar im datensatz; noch
frage ich wie ich es wagen
kann nicht mehr zu können
wo doch mein name eingetragen
ist und abrufbar
show. da schweben wir
als vermärtyrerte parolen gegen das vergessen
mancher name ist bewegung
die gesetze sind roh
wie pullback
pushback backlash
es gibt hier nichts zu drehen
bitte filmen sie weiter
ein gespräch über bäume ist kein gespräch über bäume
natürlich weiß ich trotzdem
welcher vor 5 jahren zum baum des jahres gekürt wurde
es ist die robinie (robinia pseudocacia)
die gemüter sind verholzt. und die deutsche baumkönigin
2020 hieß Charlotte Baumann
ein name ist nicht nichts
und hoffnung ist arbeit
