Dossier Bis in die dritte Generation? Lebensrealitäten junger MigrantInnen

Generationen & Lebenswelten

Gibt es sie überhaupt noch, die „dritte Generation“ von EinwandererInnen in Deutschland? Haben die Nachkommen der ersten und zweiten Einwandergeneration noch einen „Migrationshintergrund“ und sollen sie auch statistisch erfasst werden? Oder sind diese jungen – meist deutschen StaatsbürgerInnen - nicht längst ein gewachsener Bestandteil der deutschen Gesellschaft geworden, und verkennt deswegen die ethnische Zuschreibung nicht eher ihre Selbstwahrnehmung und Lebensrealität? Diese Frage wurde in der Debatte um das Berliner Partizipations- und Integrationsgesetz kontrovers diskutiert. Entschieden wurde gegen das ethnische Monitoring der „dritten Generation“.

In diesem Abschnitt werden die wissenschaftliche Entwicklung und der Verwendungszusammenhang des Generationenkonzepts sowie die Argumente für und wider das ethnische Monitoring bis in die dritte Einwanderergeneration vorgestellt. Was erheben die wenigen existenten Studien, wie beschreiben sie die Lebenswirklichkeit der Kinder und Enkelkinder von EinwanderInnen?

Potentiale & Projekte

Unter der Vielzahl an Jugendprojekten gibt es nicht sehr viele innovative Projekte zu finden. Hier sollen einige Projekte vorgestellt werden, die an ganz unterschiedlichen bildungs- und jugendpolitischen Handlungsfeldern ansetzen und ambitioniert neue Wege erproben. Dass viele der Jugendliche einen Migrationshintergrund haben, spielt in einigen Fällen eine größere, in anderen Fällen nur eine geringe Rolle. Doch allen Projekten ist gemeinsam, dass sie versuchen, den Jugendlichen Perspektiven zu bieten, Potentiale zu fördern und Vielfalt als Ressource zu nutzen.

Seit langem belegen Studien, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien von steigender Kinderarmut und damit einhergehend von Bildungsarmut und Benachteiligung im deutschen Bildungssystem betroffen sind. In jüngster Zeit werden diese sozioökonomischen Daten mit homophoben und rassistischen Einstellungen besonders bei muslimischen Jungendlichen in Verbindung gebracht. Die ethnische Herkunft erscheint als das entscheidende Problem und bedingt zugleich das Scheitern. Die Gefahr und vielfache Erfahrung, sozial, ökonomisch und gesellschaftlich den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, fördert integrationsgefährdende Einstellungen und verstärkt auf diese Weise die Exklusion. Doch haben Intoleranz, Homophobie und Rassismus vor allem einen Migrationshintergrund oder sind sie eher Folge einer sozialen Ausgrenzung, die nicht auf Kinder und Enkelkinder von EinwanderInnen begrenzt ist?

Die Projekte, die in diesem Kapitel vorgestellt werden, arbeiten zwar nicht ausschließlich, aber eben auch in sozialen Brennpunkten mit Jugendlichen jedweder Herkunft zusammen. Sie versuchen, sie ernst zu nehmen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und ihre Talente zu fördern.