Interkulturelle Schule

Im Nationalstaat diente die allgemeinbildende Schule der Erziehung zum Bürger durch kulturelle Vereinheitlichung. Angesichts des Bekenntnisses zu einer modernen pluralen Gesellschaft öffnet sich die interkulturelle Schule heute den vielfältigen kulturellen Hintergründen ihrer SchülerInnen. Die Anerkennung von Differenz ohne die ethnische Zu- und Festschreibung sowie die Gewährleistung von Chancengleichheit sollen Kennzeichen einer interkulturellen Schulkultur sein, die Vielfalt mit demokratischen Spielregeln verbindet. 

Diskriminierung in der Schule

Diskriminierung findet statt, wenn Gleiche ungleich behandelt werden, oder wenn Ungleiche am selben Maßstab gemessen werden. Beide Formen der Diskriminierung sind in Bezug auf Migranten im deutschen Bildungssystem festzustellen. Diskriminierung geschieht durch Vorurteile und unzureichende Verantwortungsübernahme von EntscheidungsträgerInnen, durch bildungspolitische Rahmenbedingungen oder schulspezifische Organisationsprozesse und -strukturen. Diskriminierung tritt nicht systemspezifisch auf, sondern ist mit anderen Gesellschaftsbereichen verwoben.

Elternbeteiligung

Das Elternhaus ist neben der Schule ein bedeutender Einflussfaktor auf den Schulerfolg von Kindern und Jugendlichen, wie PISA für Deutschland zeigt. Eltern bestimmen aufgrund ihrer eigenen Bildungs- und Einkommenshintergrunds die Schullaufbahn ihrer Kinder, sie signalisieren Leistungserwartungen, beeinflussen durch ihre Förderung die kindliche Entwicklung und durch ihre Kontrolle, insbesondere der Hausaufgaben, den schulischen Erfolg. Unter anderem dadurch entsteht die enge Kopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Ein gängiges Vorurteil richtet sich auf die mangelnde Bildungsorientierung und schulische Unterstützung von und durch Migranteneltern. Tatsächlich muss sich auch die Elternarbeit von Schule interkulturell öffnen, um die Eltern in die schulischen Prozesse zu integrieren. Des Weiteren bedarf es starker Elternvertretungen, die den Rechten und Forderungen von Eltern mit Migrationshintergrund Verhör verschaffen.

Mentoring und Förderung in Schule und Beruf

Fördermaßnahmen für SchülerInnen mit Migrationshintergrund müssen an deren besondere Bildungsvoraussetzungen anknüpfen. Diese liegen insbesondere in einem Alltag, der von mehr als nur einer Sprache bestimmt ist. Schul- und bildungssprachliche Kompetenzen stehen wiederum in einem engen Zusammenhang mit Schulerfolg. Ein Schwerpunkt der Fördermaßnahmen wird entsprechend auf die sprachliche Förderung gelegt, die den besonderen sprachlichen Voraussetzungen Rechnung trägt.

Neben diesen Fördermöglichkeiten, die sich auf die kognitive Entwicklung konzentrieren, geht es aber auch um sozio-emotionale Unterstützung. Jugendliche sollen in ihren Potentialen und Kompetenzen, ihrer Motivation und Handlungsfähigkeit gestärkt werden. Als Ergänzung zur familiären Unterstützung ist dies unter anderem in Mentorenprogrammen der Fall.

Bildungspolitische Herausforderungen

Die Politik hat sich lange schwer getan mit entschiedenen Schritten zur Bildungsintegration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Es war neben dem PISA-Schock nicht zuletzt der Druck, den Wirtschaft und Stiftungsinitiativen, gestützt auf wissenschaftliche Expertise, erzeugt haben, der die Politik heute erklären lässt, dass Bildung der Schlüssel zur sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Integration ist. Noch sind die Schritte, die dieser Einsicht folgen müssen, nicht getan; noch ist vielfach unklar, in welche Richtung sie gehen sollten. Um Einsichten, gute Praxis und Engagement für eine kluge Politik zusammen zu bringen, wird es entschieden auf das Zusammenspiel zwischen Politik, wissenschaftlicher Expertise und den verschiedenen Akteuren aus Zivilgesellschaft, Schulen und Familien ankommen. Welche bildungs- und forschungspolitischen Herausforderungen sich daraus ergeben, erläuterten auf der Konferenz "Schule mit Migrationshintergrund":