Editorial Dossier Bis in die dritte Generation? Lebensrealitäten junger MigrantInnen Gibt es sie überhaupt die "dritte Genaration"? Wie gestalten die jungen Menschen im Anschluss an und in Abgrenzung an die Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern ihr Leben?
"Zeigen wir, was wir drauf haben" - Das Buchprojekt HEAVEN HELL & PARADISE Heidemarie Brosche berichtet von einer experimentellen Schreibwerkstatt in ihrer Hauptschule, in der sie multiethnischen SiebentklässlerInnen motiviert hat, ein Buch über sich zu schreiben, über ihre Gefühle in Bezug auf Schule und Zukunft, über Freundschaft, Liebe und familiären Zusammenhalt und über ihre eigenen „Paradiese“.
Unterwegs mit Ahmed aus Kreuzberg – Erfahrungen aus dem Berliner Mentoring Projekt „Nightingale“ Catherine Morawitz schildert ihre Erfahrungen mit ihrem jungen Mentee Ahmed aus Kreuzberg. Ihr Bericht verdeutlicht das große Potential von Mentoringprojekten für Migrantenkinder und Jugendliche und macht zudem deutlich, wie wertvoll Mentoringbeziehungen für beide Seiten sein können.
„Seid ihr echt so?!“ – Im Gespräch mit Jugendlichen über lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Lebensweisen Das Team von ABqueer e.V. berichtet von seinen Aufklärungsveranstaltungen an Schulen über homosexuelle, bisexuelle und transgeschlechtliche Lebensweisen. Es sieht kaum Unterschiede zwischen den Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund: Alle besitzen eine homophobe Grundhaltung, aber auch viel Neugier und eher geschlechtsspezifische Zugangsweisen in Bezug auf Themen wie Sexualität und Geschlechterrollen.
Es geht auch anders: Die Projektarbeit des Archivs der Jugendkulturen Monica Hevelke erläutert den Ansatz des „Archivs der Jugendkulturen“, das sub- und jugendkulturelle Angebote von HipHop bis Punk mit politischer Bildungsarbeit verbindet. Die Jugendlichen bekommen Einblick in die Hintergründe von Jugendkulturen und erlernen darüber hinaus praktische Ausdrucksformen wie Songtexte oder Gedichte schreiben und das Breakdancen.
Jugendkulturen junger MuslimInnen in Deutschland Claudia Lübcke untersucht die Bedeutung und Funktion westlicher Jugendkulturen für die Lebensgestaltung und Identitätsfindung junger MuslimInnen, entdeckt die Vielschichtigkeit muslimischer Jugendkulturen im Kontext einer pluralen Jugendkulturlandschaft, die den Jugendlichen als Baukasten ihrer Identitätsfindung dienen, jenseits von Traditionen und starren Rollenmustern.
"Den Jungendlichen ihre Stimme zurückgeben..." Tom Hansing und Malte Bergmann berichten in einem Videointerview über die Entstehung und die Ziele der Jugendprojekte „Made in Neukölln“ und „Rütli Wear“, mit denen Jugendlichen in praktischer Eigenarbeit und an realen Orten der Textil- und Modebranche Räume für die Erfahrung der eigenen Wirksamkeit und erste Berufserfahrungen eröffnet werden.
Wer hat einen „Migrationshintergrund“? Über den verwirrenden Umgang mit diesem Begriff Safter Çinar argumentiert hingegen für die Notwendigkeit einer bundesweit einheitlichen Definition sowie Erfassung des Migrationshintergrunds auch für die dritte Generation, um die existierenden strukturellen Blockaden und Diskriminierungen in der Bildungs- und Arbeitsmarktintegration überprüfbar zu machen.
Erfolgreiche MigrantInnen und Pioniergeist Ulrich Raiser begründet die Berliner Entscheidung, dass im Sinne einer Politik der gesellschaftlichen Inklusion die dritte Generation nicht mit einem Migrationshintergrund versehen wird und die kulturelle und soziale Diversität als Aushandlungsprozess zwischen gleichberechtigten StaatsbürgerInnen verstanden werden muss.
Lebenswelten türkischer Migrantinnen der dritten Einwanderergeneration Yeliz Gölbol untersucht Selbstwahrnehmungen und Handlungsmuster türkischstämmiger AkademikerInnen in Bezug auf Bildung, Erziehung und Identitätsfindung und zeigt auf, wie sich diese in ihren Interviews fernab der gängigen Klischees und Stereotypen über die „türkische Migrantin“ der vermeintlich „verlorenen dritten Generation“ darstellen.